Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 398
(PDF, 158 MB)
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398 Psychische Studien. VI. Jahrg. 9. Heft. (September 1879.)

davon wurde bestätigt durch die gewaltige Gewissenskatastrophe
, welche die Vision bewirkte. Diess Alles sei aber
nur das zufällige Spiel einer krankhaft erregten Phantasie
in drei ganz von einander unabhängigen Persönlichkeiten?

Man sieht: wohin man sich auch wende, mit einer bloss
subjektivistischen Erklärung stösst man auf unlösbare Ungereimtheiten
. Schopenhauei hatte daher Recht, wenn er
diese Geschichte ausdrücklich als Beispiel anführt, bei
welchem die subjektivistische Deutung „grosse Schwierigkeiten
darbiete, sobald man die Sache nicht
lieber für gänzlich erlogenhalten woll e." *)
Diess verbieten aber die gedruckten Protokolle.

In solchen Nöthen giebt man einer radikaleren Deutung
im Geschmaeke des Subjektivismus den Vorzug, welche die
Sache an der Wurzel angreift und ausrottet. Die Geistergeschichte
ist nichts Anderes als ein geschickter Kunstgriff
des Untersuchungsrichters gewesen, um durch die Mitgefangenen
mittels der ihnen vorgeschriebenen Eiction einer
Geistererscheinung die hartnäckig Leugnende zum Geständ-
niss zu bringen, und diess Mittel ist glücklich gelungen. Von
dieser, criminaiistisch beurtheilt, so löblichen Ueberlistung
einer Schuldigen ist in den Protokollen indess keine Spur
zu entdecken, während die Hypothese auch sonst dem eigentlichen
Hergang völlig widerspricht! Wii werden jedoch in
unsern weitem Berichten bei unbequemen Thatsachen noch
ähnlichen Gewaltsmaassregeln der Erklärung begegnen.

Fragt man sodann (es ist der zweite Gesichtspunkt zur
Beurtheilung; nach dem innern Grunde oder der Absicht
jener Geistermanifestation, also nach ihrer ethischen
Bedeutung: so ist sie wohl deutlich genug ausgesprochen
im Verlaufe der Sache selbst. Es ist hier kein Racheoder
Zorngeist, welcher den Mörder verfolgt, wie Geschichten
dieser Art seit dem Alterthum bis heute bekannt und
geglaubt sind. Es ist vielmehr ein rührender Zug von Be-
kümmerniss und Sorge um das Seelenheil der Verbrecherin.
Dreimal kehrt unverdrossen der Geist wieder, um warnend
einzuwirken; und erst, als ihm diess gelungen, verschwindet
er. Ich sage nicht, dass diess ein neuer Beweisgrund sei
für die wesentliche Objeetivität des Thatbestandes; aber es
bestätigt von Neuem, dass auch dort diese]ben ethischen
Gefühle walten und wirken, wie im Diesseits; sogar dass
sie stärker und entschiedener wirken als hier. —

(Schluss folgt.)

*) Schopenhauer „Parerga und Paralipomena." (Werke
Bd. 6. 8. 316 flg.)


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