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Reimers: Weitere spiritual. Erlebnisse eines Deutschen in England. 403
ich (wie immer nacli Concerten oder Opern) extra Hunger und
Durst, — aber leider keine Zeit, an die „Materialisation"
damit verbundener Wünsche zu denken, und erreichte mit
Mühe dc^. letzten „Zug" und konnte also keinen aus dem
Glase thun. Auf dem "Wege nach Hause (l Uhr Mitternacht
) zürnte ich mit mir übor die Sorglosigkeit, nichts im
Hause bereit zu haben, und in „blendender Verlockung"
stahl sich meinem Geiste das Bild eines Glases Wein mit
Kuchen ein, und mit ihm sehnlichstes Verlangen. Die Küche
war verschlossen, und ich sah auf den Schlaf als Vermittler
des Zwiespaltes, — und die Erwartung einer Manifestation
verscheuchte momentan eben Hunger urd Durst. Sorgfältig,
als wäre ich ein theuer bezahlter Detectiv, untersuchte ich
jede angebrachte Probe — Alles unberührt und genau wie
vorher. Mein Blumenstrauss aber war fort — ein schönerer
an dessen Stelle neben clor Antwort auf meinen weggeführten
Brief, und ein allerliebstes seidenes ßuchbändchen! Nun
erst richtete icL meine Augen auf die Wand, wo über
meinem Bett ein kleines Bücherbord hängt, und — taumelte
fast zurück vor Schreck, — denn ich sali vier Blumensträusse
(vorher in ähnlicher mysteriöser Weise mir zugeführt) dort
gruppirt um ein — Glas Wein, zugedeckt mit einem Teller
voll Kuchen! Meine himmlische Seligkeit aber wurde bald
von der irdischen überholt, und fast in einem Zuge geio^s
ich des wonnigsten Tranks meines Lebens! Nie erinnere
ich mich, so köstlichen Wein geschmeckt zu haben. Nr„tür-
lich würzte meine Erschöpfung vollends diesen Trank, welcher
eine Mischung schien, ähnlich unserem Glühwein. Der
Kuchen war gewöhnlicher Sorte, aber Alles w*ir für mich
ein — Göttermahl!
Damit ich diese ausserordentliche Thatsache nicht im
Laufe der Zeit dem Reiche der Träume überliefern möchte,
wurde mir derselbe Empfang nach etwa 8 Tagen zu Thcih
als ich von einer Versammlung heimkehrte, wo ich umständlich
meine Abgüsse erklärte, allein Opposition fand durch
die unvermeidlichen Unvollkommcnheiten, beim zweiten Ab-
guss entstanden. In geistreicher Frechheit und Albernheit
wurden diese verdächtigen (!) Zeichen hervorgehoben, und
erregten einige Heiterkeit. Es ärgerte mich aber, - - daher
fand ich denn ein erquickendes Glas Wein zum Gruss, als
ich heimkehrte.
Diese ausserhalb „rcgulairer Sitzungen" um so mehr
überraschenden Zeichen von .Rapport beschäftigton mein
Nachdenken in neuer Eichtling, und eine Manifestation in
den wilden Ducic-Olub-Sitzungon nmss ich hier einsehalten,
um ein höchst interessantes Beispiel von ausgedehnter
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