http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1879/0468
438 Psychische Studien, VI. Jahrg. 10. Heft. (October 1879.)
tragen (S. 44, 95); also liegt es nahe, auch an die Möglichkeit
eines solchen zwischen dem grossen Diesseits und Jenseits
in dem allgemeinen Geiste, der im Sinne der Tagesansicht
Beides zugleich einschliesst, zu denken; nur dass es
stets blos als eine partielle Störung auftreten wird. Können
nicht also wirklich mitunter Geister und phantastische
Geistergebilde des Jenseits mit der Kraft sinnlicher Wirklichkeit
in die diesseitige Welt hineintreten; und mit der
Möglichkeit abnormer Erscheinungen die Möglichkeit abnormer
Bewegungen sich verbinden? Giebt es aber etwas
dergleichen, so ist es ein Verhältniss, was weder den. Diesseits
noch dem Jenseits frommen kann; schlimm stände es um
den religiösen Glauben, hätte er nichts Anderes, worauf
sich zu stützen, woraus sich zu erbauen; und gern wendet
solchen Störungen der, wer gewohnt ist, die Gesetzlichkeiten
gesunden Lebens und Geschehens in sich und über sich
hinaus zu verfolgen und des Fortschrittes der Erkenntniss
darin sich zu erfreuen, den Rücken zu. Nur kann hinter
einem exaeten Bücken Manches vorgehen, was derselbe
nicht sieht, und die Krankheit hat wie die Gesundheit ein
Recht der Erforschung. Leichter freilich, Thatsachen der
Krankheit zu registriren und zu gruppiren, als Gesetze derselben
zu finden, die sich mit denen der Gesundheit unter
allgemeinerem Gesichtspunkte vereinigen, und bis jetzt haben
sich solche für das Gebiet des Spiritismus so wenig finden
lassen, dass der Widerstand, auch nur Thatsachen des
Spiritismus anzuerkennen, erklärlich ist.
Die Physiologie kann von der Pathologie, die Psychologie
von der Krankheitslehre des Geistes etwas lernen; nur
können sich erstere nicht auf letztere begründen wollen,
und blos insofern davon lernen, als sie zugleich lernen, wie
Körper und Geist nicht sein sollen. In ähnlichem Verhältnisse
steht eine gesunde Ansicht von den Beziehungen
zwischen Diesseits und Jenseits zum Spiritismus.
Vor Zeiten hielt man geradezu Alles, was in den Kreis
der spiritistischen Erscheinungen fällt, — denn ohne den
Namen spielten solche von jeher eine Rolle, — für Werk
oder Blendwerk des Teufels und verbrannte die Personen,
welche solche Erscheinungen vermittelten, heutzutage Medien
genannt, als Hexen oder Zauberer. Und unstreitig hat man
darin einen richtigen Instinkt, doch auch zugleich eine Ueber-
treibung zu erblicken. Selbst die heutigen Antispiritisten
sehen die Sache des Spiritismus milder an, verlangen nicht
mehr, dass die Medien verbrannt, sondern höchstens, dass
sie als Betrüger ausgewiesen werden, und setzen den Gelehrten
, die sich davon foppen lassen, statt einer Teufels-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1879/0468