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L H. v» Fichte: Spiritualistisclie Memorabilien. 445
allein vollgenügende und darum auch einzig „natürliche44
Erklärung des Hergangs die spiritualistisclie sei.
Es sei daher gestattet, eine analoge Thatsache — eine
moralische Geisterwarnung von Vater zu Sohn — hier noch
anzuführen, welche durch ein mir persönlich bewährtes weibliches
Schreibmedium an den, während einer spiritualistischen
Sitzung in meiner Wohnung gegenwärtigen Sohn übermittelt
wurde. Zum vollen Verständniss des Hergangs habe
ich Einiges über die Eigentümlichkeit des Mediums einzuschalten
. Elise D.j einzige Tochter eines verstorbenen
Arztes, lebte bei ihrer zweiten Mutter, vertraute mir indess,
dass sie noch immer das Gefühl habe, mit ihrem Vater in
einer A.rt von schutzgeistigem Verhältniss geblieben zu sein,
indem er ihr bei manchen wichtigen Lebensfällen im Traum
oder durch sonstige Zeichen Rath und Winke gegeben habe.
Heiter und lebensfreudig, wie sie war, hatte sie indess ihre
spiritualistisclie Naturanlage weder ausgebildet, noch sonderlich
geachtet. Wenn sie zum unwillkürlichen Schreiben gedrängt
wurde, wobei die Schriftzüge rasch und unaufhaltsam
sich folgten, wusste sie nicht, was sie schrieb, dachte
an andere Dinge und verwunderte sich nur, dass es ihr so
mühelos gelinge, während ein eigener Brief ihr Anstrengung
koste, um ihre Gedanken zu ordnen. — Bei einer Sitzung
in meinem Hause am 25. Januar 1871 offenbarte sich ganz
unerwartet durch den Bleistift Eilsens ein „intelligentes
Etwas44, welches sich in den schlichtesten Worten als „der
Vater des Professor Ludwig Eckardt" bezeichnete", der gerade
,vor vier Jahren mein Gast gewesen sei." Der
Schreiberin war mein näheres Verhältniss
zu Eckardt völlig unbekannt; ebenso mir
sein Vater. Auch die Gleichzeitigkeit jenes Besuches
mit dieser Manifestation war mir völlig unbeachtet geblieben;
erst später zeigte sie sich richtig und genau zutreffend.
Ich befragte (unausgesprochen) in Gedanken jene verborgene
Intelligenz: wo sein Sohn jetzt weile, für den ich noch
immer grosses Interesse hege, und ob er (der Vater) mit
ihm in Verbindung stehe? Die passende Antwort kam sogleich
: „dass er seinen Sohn leite, da er immer ein guter
Sohn gewesen sei; dass er meines Interesses würdig sei;
dass er aber jetzt Näheres über ihn nicht angeben
könne, während ich bald diess Nähere erfahren
werd e." (Wörtlicher xluszug aus meinem gleichzeitig
geschriebenen Tagebuche.)
Diese Mittheilung geschah am 25. Januar 1871. Drei
*) Des bekannten Aesthecikers und dramatischen Dichters.
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