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1. H. v. Fichte: Spiritualistische Memorabilien. 447
der, welche das Schreibmedium hervorbringt, zu gründen
sucht, in diesem Falle auf das Einfachste und Glücklichste
durch jene charakteristische Namensunterschrift erreicht
wird. Er kann daher in dieser bestimmten Rücksicht sogar
als ein „elassischer" bezeichnet werden, zumal da die
Unterschrift des Vaters nach ihrer bestimmten Beschaffenheit
sogar als eine wirklich beabsichtigte Beglaubigung seines
Zurufs aus dem Jenseits gedeutet werden könnte. Der
Empfänger wenigstens verrieth diesen ernsten Glauben. —
In entschiedenem Oontrast mit den bisher geschilderten
Erweisungen, welche gemeinsam den Charakter wohlwollender
Neigung oder hülfsbereiter Herablassur g an sich tragen,
stehen diejenigen Manifestationen, in welchen umgekehrt ein
selbstsüchtiges Verlangen sich kundgiebt, in's Diesseits sich
zurückzuwenden, dort irgendwie neue Anknüpfungen zu versuchen
, Hülfe von dorther anzusprechen, aber auch noch
schlimmer bis zum Kakodämonischen hinab, mit neckischer
Schadenfreude oder mit eigentlicher Bosheit der innern
Pein der Unseligkeit nach Aussen hin Luft zu machen.
Die Manifestationen solcher Art — allerlei Spukphänomene
mit dem ganzen Gefolge physischer Nebenerscheinungen
— sind die zahlreichsten, innerlich werthlosesten, (wess-
halb ich diese streng ausgeschieden habe von gegenwärtiger
Betrachtung) — aber auch die verrufensten in der Geschichte
des Geisterwesens. Sie sind es zugleich, welche dem ganzen
Gegenstande und der Beschäftigung mit demselben den
übeln Leumund zugezogen haben, selbst im Gefühle der
höher ur*d sittlicher Gebildeten, welche den Glauben an
ein so beschaffenes Geisterreich entschieden ablehnen und
darin sogar einen vermessenen Vorwurf erblicken gegen die
göttliche "Weisheit und Gerechtigkeit. Es ist das „Geistergesindel
", welches Hegel in seinem bekannten Urtheil über
die Seherin von Prevorst, sogar als „widerchristlich",
sich vom Leibe halten wollte.*) Es ist, was Schüler mit
jener Warnung vor den Einflüssen des „Geisterreichs" meint
(„Die Jungfrau von Orleans. Prolog. Zweite Seene,")? in
welcher er zugleich mit seltener dichterischer Divination
das Charakteristische derselben treffend hervorhebt: das
Zudringliche, unheimlich Grauenhafte und Widerwärtige,
welches durchweg jenen Manifestationen anhaftet:
„Leicht aufzuritzen" (reizen?) „ist das Reich der
Geister"-,
„Sie liegen wartend unter dunkler Decke",
„Und leise hörend stürmen sie herauf."
*) Hegel „Encyklopädie der philosophischen Wissenschalten.1,
Dritte Ausgabe. Heidelberg 1803, S, XLIII.
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