http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1879/0483
IL Abtheilung.
Theoretisches und Kritisches.
Herr Baron von Hellenbach c/a. Prof. Wundt*)
Die vierte Raumdimension meinem Leser klarzustellen,
insoweit diess überhaupt geht, ist sehr schwer, nichtsdestoweniger
will ich es auf die gemeinfasslichste Weise versuchen
, damit er wenigstens wisse, um was es sich dabei
handelt.
Alle diese dunkeln und scheinbar übernatürlichen Vorgänge
werden sofort durchsichtig und natürlich, wenn man
ihnen zwei Hypothesen zu Grunde legt, welche die ganze
Welt in ein anderes und schöneres Licht stellen. Die eine
derselben ist der vierdimensionale Raum, oder die Idealitität
unserer RaumvorStellung, die bereits Kant vertrat. Die
zweite werden wir später kennen lernen.
Dieses Oapitel befand sich bereits unter der Presse,
als mir Professor Wandt's offener Brief an Professor Ulrici
zukam. Da sich darin einige Einwürfe von so competenter
Seite befinden, so wollen wir sie den obigen anreihen und
beantworten.
Professor Wundt läugnet weder seine Theilnahme an
einigen Experimenten, noch zweifelt er an der Wahrheit
der Zöllner''sehen Berichte; er gibt keine Aufklärung über
die Art und Weise, wie sie zu Stande gebracht wurden.
Nichtsdestoweniger verwirft er sie aber doch, weil er in
ihnen eine Durchkreuzung der Naturgesetze und ein Aufgeben
der Oausalität erblickt — ein sonderbarer Schluss!
Wundt gesteht die Bewegung der Magnetnadel zu, aber
meint, dass Slade einen starken Magneten im Rockärmel
gehabt haben könnte. Das würde wohl nur die Folge haben,
dass die Nadel gegen den ruhigen Arm Slade's sich gekehrt
hätte; um sie rotiren zu machen, müsste Slade einen
Magnet am Fusse gehabt, und mit diesem eine drehende
Bewegung unter dem Tische hervorgebracht haben. Angenommen
nun, das Letztere wäre der Fall, aber man
hätte diesen Betrug nicht gleich entdeckt; wäre für die
Zeit der Unerklärlichkeit etwa ein Loch in die Naturgesetze
und die Oausalität geschlagen worden? Grewiss nicht, man
*) Aus Herrn Lazar Baron von Heilenbachs II. Bande seines jüngst
erschienenen Werkes: — „Die Vorurtheile der Menschheit." (Wien. X,
Rosner, 1879). gr. 8° a 6 M. Seite 108—113.
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