http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1879/0501
Sardou's Umgang mit Geistern.
471
hundert Jahren gestorben sei und Thomas geheissen habe.
Der Mann sei reich gewesen, in hohem Ansehen gestanden
und in Folge dessen zum Maire gewählt worden. Nichtsdestoweniger
sei er in Wirklichkeit ein schlechter Mensch
gewesen, welcher seinen Reichthum durch den Ruin seiner
Verwandten erworben habe. Man fragte die Seele, wo sich
dieses Ereigniss zugetragen. In dem Orte Z . . . ., antwortete
sie und schrieb die Daten auf. Man bat die Seele,
anzugeben, was man zu ihren Gunsten thun könne. Es erfolgte
die Mittheilung, dass die Seele nicht ohne Hoffnung
sei, da sie Zeit genug gehabt habe, um die auf dieser Erde
begangenen Missethaten zu bereuen. Man solle für sie
beten, ferner Nachforschungen anstellen, ob Erben des
Thomas aufzufinden seien, an welchen gut gemacht werden
könne, was der Sehn dige vor Jahren an ihren Vorfahren
verbrochen. Das war Alles, was die Seele sagte, und die
Sitzung wurde unterbrochen. Die Mitglieder der Gesellschaft
fragten einander, ob eines derselben Zeit seines
Lebens von Thomas und dem Orte Z . . . in welchem er
gelebt haben solle, Kenntniss besessen habe? Keines derselben
hatte je weder von dem einen, noch dem andern
sprechen gehört. Jeder bekräftigte es mit seinen Ehrenworte
und gab die Erklärung auch schriftlich von sich.
Man ernannte eine Oommission, welche beauftragt wurde,
an den Maire des Ortes Z .... zu schreiben und die erhaltenen
Mittheilungen zu untersuchen. Dieser antwortete
officiell in einem ersten Briefe, dass er nicht das Geringste
von dem wisse, was man erfahren wolle. Einige Zeit nachher
langte aber ein zweiter Brief von dem Maire ein, in
welchem er mittheilte, er habe nach ausgedehnten und anhaltenden
Nachforschungen die Existenz eines Mannes Thomas
constatirt, der zu der bestimmten Zeit in dem Orte Z----
Maire gewesen sei. Er habe aber trotzdem keinen Verwandten
desselben in jener Gegend erforschen können. Ob
ein solcher irgend wo anders lebe, könne er nicht wissen.
Die Erklärung war beglaubigt. Die Gesellschaft wurde in
ihrem Glauben bestätigt, dass die Seele die Wahrheit gesagt
habe, denn die Mitglieder der Gesellschaft waren Männer
von Charakter, und da nach ihren Versicherungen keines
derselben von der angegebenen Thatsache Kenntniss gehabt,
so war es zweifellos: die Gesellschaft hatte von einem Geiste
durch Vermittlung eines Tisches erfahren, dass ein Mann
in einem bestimmten Orte vor längerer Zeit eine bestimmte
Stelle eingenommen habe. Sardou zeigte einem seiner Widersacher
die Actenstücke und die Unterschriften. Der Widersacher
war trotzdem nicht überzeugt. Einige Zeit später
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1879/0501