Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 497
(PDF, 158 MB)
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Gustav Theodor Fechner: Spiritistisches.

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Medium drinnen, was halb oder gar nicht bei sich ist, und
dem dadurch vermittelten Spuk zur tageshellen Kirche mit
dem Prediger auf der Kanzel und dem andächtigen Chor-
gesange der Gemeine verhält, so die spiritistische zur christlichen
Religion, deren Glaubenssätze in Bezug auf höchste
und letzte Dinge zugleich die der Tagesansicht sind*).

Nun wird auch das dem Spiritismus als Verdienst zugerechnet
, dass der Glaube an die Quellen der christlichen
Lehre selber dadurch um so sichrer gestellt werde; denn
was seien die von Christo verrichteten Wunder und die
Erscheinungen desselben nach seinem Tode anders als spiritistische
Manifestationen. Durch die Thatsache, dass es noch
jetzt solche Manifestationen gebe, werde die Unglaublichkeit
von jenen gehoben, und gewinne das Christenthum hiemit
ein thatsächliches Fundament. Und unstreitig ist ganz allgemein
gesprochen kein Grund, die Thatsächlichkeit der
christlichen Wunder, um diesen kurzen Ausdruck zu gebrauchen
, zu bestreiten, wenn man die der spiritistischen
zugestehen muss, und Mancher mag wirklich durch den
Glauben an letztere zum Glauben an erstere bekehrt werden;
nur lässt sich in der Bekehrung zu den christlichen Wundern
als zu spiriti stischen wieder eine arge Verkehrung sehen.
Denn zwischen beiden besteht ein solcher Gegensatz im
Charakter, dass es wie Blasphemie erscheint, beide unter
dieselbe Rubrik bringen und dem Christenthum damit aufhelfen
zu wollen, dass man Christus für das begabteste
Medium erklärt. Es ist ein Unterschied wie aus dem Lichte
und aus der Nacht geboren, wie abnorm gesteigerte gesunde
und abnorm verrückte Kraft. Christus warf sich in Vollbringung
seiner Wunderthaten nicht unruhig umher, verfiel
nicht in volles oder halbes Unbewusstsein, rief nicht fremde
Geister herbei, erklärte sich nicht von solchen besessen, nahm
nicht Dunkel oder Halbdunkel zu Hülle, wie unsre Medien
heutzutage thun, sondern gieng bei hellem Tage als ein
gesunder, seiner Sinne, seiner geistigen und körperlichen
Kraft vollkommen mächtiger, Mann umher und machte gesund
. Er hob nicht Tische, warf nicht Stühle um, machte
nicht Kunststücke, die sich mit Taschenspielereien verwechseln
lassen, Hess sich nicht dafür bezahlen, sondern machte eben
gesund mit einer Kraft, die noch kein Medium bewiesen
hat.**) Er liess nicht Gemeinplätze von Spirits auf Schiefer-

*) Vergl. Abschn. VI und VJI. Eingehender ist das Verhältniss
der Tagesansieht zum Christenthum in Zendavesta Abschn. XIII and
XXX und in den drei Motiven und Gründen besprochen.

**) Die Spiritualisten haben aber eine grosse Anzahl selbst in
weite Ferne wirkender Heilmedien. Siehe „Der amerikanische

Psychische Stadien. November 1879. 32


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