http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1879/0538
508 Psychische Studien. VI. Jahrg. 11. Heft. (November 1879.)
kommen wir auch einmal dahin." Diese seine Hoffnung ist
schon so gut wie erfüllt! Er ist wirklich von einer gewissen
sensualistisch-materialistischen Denkrichtung in seinem ganzen
Denken so magnetisirt, class er den Einfluss dieses
Magnetismus nicht mehr empfindet und sich dabei noch für
denkfrei und unparteiisch hält! Er glaubt eher an einen
empfindlichen Körper, trotzdem dessen Bewusstsein und Wille
gelähmt sind, als an die sichtliche Thatsache, dass ein gewisser
Krafteinfluss von Person zu Person wirkt. Durch blosse
Berührung (also ohne allen magnetischen oder sonstigen
Kraft-Einfluss!) soll die Bewegungsfähigkeit der Thiere aufgehoben
werden. „Und nicht anders haben wir es schliesslich
aufzufassen, wenn Hansen durch ein Bestreichen des
menschlichen Körpers diesen derart unbeweglich macht,
dass man ihn wie ein Brett über zwei Stühle legen kann.
Diese Erscheinungen des Näheren zu erklären, würde Aufgabe
einer eingehenden physiologischen Untersuchung sein.
Die vorliegenden Zeilen haben nur den Zweck, den Weg
, anzudeuten, auf dem eine einfache und natürliche Erklärung
zu suchen und zu finden ist." — Also er kann sie auf kurze,
einfache und natürliche Weise nicht erklären ohne grosse
Umschweife. Wir dagegen bahaupten ganz einfach, dass
der magnetische Einfluss der Striche Hanseris das Nervensystem
des Subjects in einen gespannten Zustand versetzt,
welcher die starre Unbeweglichkeit desselben zur Folge hat.
Was gäbe es Näherliegendes, Einfacheres? Dabei ist noch
zu bedenken, dass die Striche Hanseris durchaus keinen
Druck auf den Körper des Subjectes ausüben, sondern
lose über denselben hinweggeführt werden. Also stimmt die
oben versuchte Erklärung mit den mechanisch niedergedrückten
Thieren abermals nicht zu Hanseris magnetischen
Einflüssen und Erfolgen. Mesmer's angeblicher Fehlschluss
würde auch in Herrn A. Th vermeintlich richtiger Fassung
keineswegs den Glauben seiner ungläubigen Zeitgenossen
erregt haben. Welcher Illusion giebt sich Herr A. T. damit
hin! Also seine blosse Betrachtung: — „Mesmer zog einen
Fehlschluss, als er folgerte: 'Da nicht der Magnet die Ursache
der Erscheinungen war, so hat der Körper selbst
als ein Magnet gewirkt' Er hätte vielmehr schliessen sollen:
'Da nicht der Magnet als Magnet, sondern als reibender,
Körper wirkte, so hat das Bestreichen auf den animalischen
Körper gewisse, noch nicht näher aufgeklärte Einflüsse',
und er hätte dann auch wohl die weiteren Ursachen gefunden
. Das aber sehen wir ja auf allen Gebieten des
Wissens, dass, wo einmal eine falsche Hypothese besteht,
sie zu den tollsten Verirrungen Anlass giebt" — diese ganz
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1879/0538