Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
6. Jahrgang.1879
Seite: 513
(PDF, 158 MB)
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Prof. Dr. Fr, Hoffmann: Fr. II» Jakobi's Unsterblichkeitslehre« 513

Jacöbi entgegnet dem, wenigstens in Rücksicht Gottes, ganz
triftig: „Konnte das Vollkommene (Gott, E.) am Anfang
(ewig) nicht sein, dann wahrlich und gewiss kann es auch
nicht erst am Ende des Zeitverlaufs vollkommen werden."

Also wäre dann, am (vorausgesetzten Zeitende,) fragt
Jacöbi, kein Werden mehr, folglich auch kein Leben, da im
Werden also, wie ihr {Schetting und die Pantbeisten) sagt,
und nur mit ihm das Leben ist, das sich selbst empfindliche
, bestehend und sich selbst erhaltend durchaus nur im
Kampfe?*) Einen kräftigen Ausdruck weiss Jacöbi seiner
Opposition zu geben, wenn er sagt: „Wer Augen hat zu
lesen, der lese das Unglaubliche da, wo es urkundlich zu
lesen ist (in Schellinrfs Freiheitsschrift und im Denkmal),
mit eigenen Augen selbst; denn wie in der wunderlichen
Cirkelrede das Für und Wider gegenseitig sich verschlingen;
wie die offenbarsten Widersprüche sich hier brüderlich umarmen
und in ewiger Eintracht mit einander zu verharren
schwören: dieses lässt sich nicht in einem kürzeren Vortrag
wieder geben."**)

Nur überschreitet Jacöbi auch hier die richtige Grenze
berechtigter Kritik, indem ihm der Unterschied der früheren
und der späteren Gestalt der Philosophie Schetting s für
nichts gilt als für Inconsequenz, womit er doch dem ernsten
Ringen Schetting's nach tieferer Erkenntniss Gottes und der
Welt nicht gerecht werden konnte. Gibt man die Inconsequenz
Schetting?s zu, so ist damit doch noch nicht bewiesen
, dass diese Inconsequenz nicht ein Portschritt gewesen
sei, wenn auch nur ein relativer. Was ist nun aber
von der Consequenz Jacobis zu halten, wenn er den Spino-
zismus für Pantheismus, Naturalismus, Atheismus, Fatalismus
erklärt und damit für ruchlos, gottlos, verabscheuungs-
würdig und dennoch für logisch unwiderlegbar, vollendet
und logisch bündig ? Das Unwahre, Verwerfliche kann niemals
widerspruchlos sein. Wären z. B. Spinoza's Folgerungen
durchgängig consequent (was keineswegs der Fall
ist), so müsste sein Princip falsch und widersprechend sein,
oder Jacobi könnte dessen Lehre nicht für unwahr und ver-

*) Fr. B. JacobHs Werke, II, 87.

**) Ebendaselbst S. 92. Nicht ohne einigen Grund zieht ^Jacobi
eine Parallele zwischen Schölling und dem „Fliessenden" Piatons'. Aber
wenn Jacobi in der Frage nach dem Sein oder dem Werden Gottes
die Charybdis (das zeitliche Werden) veimieden hat, so kann er nur
dann zugleich die Scylla (das leblose Sein) vermieden haben, wenn
sein Gedanke von Gott der Sache nach derselbe mit jenem Baaders
gewesen ist, der nicht besser ausgedrückt werden kann als mit dem
Worte (und dem Begriffe) der ewigen Selbstverjüngung des göttlichen
Wesens.

Psychische Studien. November 1879. 33


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