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514 Psychische Studien. VI. Jahrg. 11. Heft. (November 1879.)
werflich erklären. Steht denn das Princip einer Philosophie
ausser der logischen Beurtheilung ?
Jacöbi hält auch in den (später geschriebenen) Vorreden
und Vorberichten des III. und IV. i3andes seiner "Werke
seine Widerrede gegen Schelling und seine eigenen Lehren
fest, erklärend, dass er für sie bis zum letzten A.themzuge
kämpfen werde. Sieht man genauer zu, so erblickt man auch
in dem Glaubens- oder Vernunftempfindungs- und Anschauungs
-Philosophen Jacöbi einen eigenthümlich gewachsenen
Ableger der Leibriiz1 sehen Philosophie. Denn in dem Gespräch
: „Idealismus und .Realismus" sagt Jacöbi: „Die prä-
stabilirte Harmonie ruht auf einem Grunde, der mir sehr
fest zu sein dünkt und auf den ich mit Lcibniz baue. Aucli
stehen die Monaden oder die substonziellen Formen nebst
den angeborenen Ideen bei mir in nicht geringem Ansehen."*)
"Weiterhin beruft sich Jacöbi auf die Ueberzeugung des
Leibniz, dass „erschaffene Seeion und Geister sinnlicher
"Werkzeuge und sinnlicher Vorstellungen nie entbehren
könnten, und dass desshalb kein vernünftiges Geschöpf ohne
irgend einen organischen Körper sei." **) Nach Jacöbi muss
jedes Individuum etwas an und für sich selbst sein und
wirken können, weil es sonst nie etwas für ein Anderes sein
und nicht auf Anderes wirken könnte. Schon damit ist ihm
die Monadenlehre (für die geistigen "Wesen) erwiesen und,
— sagt J. ausdrücklich, „insoweit bin Ich der Monadenlehre
mit ganzer Seele zugethan."***) Er fahrt fort: „Und
nichts Anderes ist unsere Seele als eine gewisse bestimmte
Form des Lebens. Das Mannichfaltige kann im Leb andigen
allein sich durchdringen und eins werden. Wo Einheit,
reale Individualität aufhört, da hört alles Dasein auf. Es
gibt in der Natur keine anderen wahrhaft wirklichen Dinge
als organische Wesenf), Seele und Leib sind in jeder erschaffenen
(endlichen) Substanz beisammen. Eur ist nicht
jede Portion der Materie ein organisches Wesen." Jacöbi
lässt selbst den Mitunterredner sagen: „Es ist unmöglich,
von der Herrlichkeit und Grösse dieses (leibnizischen)
Systems nicht ergriffen zu werden.ff) Jedes, auch das kleinste
*) Etwa neben materiellen Atomen, da die Naturerscheinungen
ihm durchaus mechanisch sind? Wird hier die Monadologie nicht
durchbrochen und ein cartesianischer Dualismus unvermerkt eingeführt
? Und angeborene Ideen in seinem Empirismus?
**) Jacöbi1s Werke, 31, 237 ff.
***) Ebendaselbst,/S. 256. Vergl. S. 261: „Alle wahrhaft wirklichen
Dinge sind Individuen."
f) Und doch in der Natur nur mechanische Vorgänge?
ff) Welches Jacöbi aber entstellt, indem er es in Dualismus des
Geschaffenen hinüberzieht.
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