http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1879/0585
Prof. Dr. Fr. Hoffmann; Fr. Fl. Jakobi's Unsterblichkeitslebre. 555
und allein hinaus* Und wenn Stade nur der "Wetzstein geworden
wäre, an dem sich die Meinungen über Realität und
Täuschung in unserer Sinnenwelt aufs Neue schärften, so
würde dieses schon ein Segen für unser in so viele Illusionen
wahrer Aufklärung verranntes Jahrhundert sein, weil
es dadurch wieder zu sich selbst und zu der Besinnung gebracht
würde, dass nicht in der blossen abstracten Vernunft
allein, sondern nur in der mit beobachteten Thatsachen stetig
verknüpften und weiter fortentwickelten Vernunft die alleinige
Wahrheit und Wirklichkeit des Daseins gesucht und
gefunden werden könne. Gr*. C% Wittig.
Die Unsterblichkeitslehre Friedrich Heinrich Jacobi's
im Zusammenhange seiner Weltanschauung.
Von
Professor Dr. Franz Hoffmann«
TL
(Schluss von Seite 516.)
Bs gibt nur zwei von einander wesentlich verschiedene
Philosophien: Piatonismus und Spinozismus, Freiheitslehre
und Nothwendigkeitslehre.*) Die Wahl zwischen beiden
entscheidet des Menschen ganzes Gemüth. Jacöbi entscheidet
sich für Piatonismus, weil er nicht lassen kann von Unabhängigkeit
, Selbständigkeit, Freiheit, die ein Gott, der nur
blinde Natur wäre, nicht gewähren kann, sondern nur ein
lebendiger Gott, Urheber der Dinge durch Verstand und
Freiheit. Nur der Begriff eines lebendigen Gottes interessirt
uns, sagt auch Fant, und dieser Gott ist mit Freiheit und
Unsterblichkeit ein wesentlicher Gegenstand der Philosophie.**)
Die innerliche Thätigkeit seines Bewusstseins nennt der
Mensch Verstand. Reiner Verstand ist das Vermögen der
Begriffe. Aber nur das Wahrnehmungsvermögen bietet uns
das Reale. Die Sinne geben uns das physisch Reale, die Vernunft
als geistiges Wahrnehmungsvermögen das geistig
Reale. Das Wahrnehmende im sinnlichen und geistigen
Wahrnehmen ist die Seele, und diese ist untheilbares Individuum
. Die Sinne sind blosse Organe. Nicht die Sinne
*) Krause weist darauf hin, dass der Prädestinismus theistisch
ist und weder Piatonismus noch Spinozismus. Der Prädestinismus
ist nicht bloss theologisch; es gibt auch prädestinistische Philosophie.
Vergl. die Schriften des älteren higwart.
**) JacoMs Werke IVa, p. XXVIII. etc. Vergl F. H. JacoMs
Leben, Dichten und Denken von E. Zirngiebl.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1879/0585