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568 Psychische Studien. VI. Jahrg. 12. Heft. (Peceuiber 1879.)
Kurze Notizen.
a) Das Ausland» Stuttgart, 13. October 1879 bringt
in No. 41 einen instructiven Artikel über „das Hexen-
wesen in Ungarn", welcher ein Auszug aus Dr. Franz
Möstl's in Graz zum Besten der bei der Uebersehwemmung
von Szegedin Verunglückten herausgegebenen Schrift gleichen
Titels ist. Wir erfahren daraus, dass die ältesten Gesetze
König Stefan}s (997—1038) gegen die Hexen woit milder
waren als die gegen das Ende des Mittelalters von der
Kirche in ein Inquisitions-System gebrachten Satzungen
gegen Ketzer und Hexen. Man unterscheidet zwischen
Hexe (striga, welche auch die Nebenbedeutung vcn Dirne
= meretrix hat) und Zauberer (veneficus uml maleficus).
Stefan bestimmte, dass, wenn man eine Hexe finde, sie gemäss
der Gerichtsordnung in die Kirche geführt und dem
Geistlichen empfohlen werden solle, der sie zum Pasten und
zur Erlernung des Glaubens anhalten werde; nach dem
Pasten möge sie nach Hause gehen. "Werde sie zum zweiten
Male über demselben Verbrechen ergriffen, so soll sie wieder
fasten, darauf aber mit dem glühenden Kirchenschlüssel auf
der Brust, an der Stirne und zwischen den Schultern in
Kreuzesform gebrandmarkt werden. Zum dritten Male aber
möge sie dem weltlichen Gerichte übergeben werden. Oap.
32 desselben Gesetzes bestimmt, dass, wenn ein Zauberer
(veneficus aut maleficus) Jemanden au Geist oder Körper
schädige, man ihn dem Beschädigten oder dessen Verwandten
übergeben solle, mit demselben nach Belieben zu
verfahren. Wer aber Weissagungen treibe, solle von dem
Bischof mit Geisseihieben auf den rechten Weg gefuhrt
werden. Später bedeutet striga so viel wie eine Person,
welche z. B. im Stande sei, einen Menschen innerlich sich
aufzehren zu lassen, auch Wetterhexe, Nachttahrerin. Die
berüchtigte Bulle lnnocenz VIII. vom 5. December 1484
(„Summis desiderantes") gab den bis dahin ziemlich planlos
schwankenden Hexenverfolgungen einen bequemen Halt-
und Mittelpunkt, und Sprengers „Malleus maleficarum" (von
1487, gedruckt 1489) brachte die ganze Sache in ein System.
1656 erschien in Grosswardein eine Schrift: „Disputatio
theologica de lamiis et veneficis etc. publice discutiendam
proponit Joannes C. Mediomontanns", wonach die Hexen
Männer oder Frauen (strix — striga) sind, die mit dem Teufel
in Verkehr stehen, und werden unterschieden in nützliche
und schädliche! Verwandt, doch nicht identisch sind: „Magi,
Energumeni, Lamiae bonae, Necromantici, Leraures, Lares,
Penates, Praestigiatores, Noctambulones, Divinatores". Die
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