Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
7. Jahrgang.1880
Seite: 13
(PDF, 156 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Wittig: Eine Berichtigung des Kladderadatsch

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und her, während wir uns mit einander fortwährend unterhielten
und über des Kindes Tod sprachen. Der Fremde
erzählte uns einen ähnlichen Fall, der ihn betroffen. Es
war keine Möglichkeit, dass dieses Hin- und Herschreiben
von ihm mit Absicht hätte geleitet werden können. Als
dasselbe endlich nach Beschreibung dieses und noch eines
anderen dritten untergelegten Bogens aufhörte, konnten wir
Alle die seltsame Schrift nicht lesen. Nur mit Mühe brachten
wir einige Worte heraus. Es waren zuerst die deutlich
geschriebenen lateinischen Lettern; Goethe; und dann standen
mit einem verbindenden Striche auf dem ersten Unterlagebogen
die zwei ersten Verszeilen, und auf dem folgenden
Bogen die zwei letzten geschrieben, alle in einer spiessig
langgezogenen lateinischen Schrift Wir brauchten fast eine
halbe Stunde zur Entziiferung, und kamen erst ganz zuletzt
zu der Erkenntniss, dass wir sogar eine gereimte Versstrophe
vor uns hatten.

Der Verleger war für sich nicht befriedigt — ihm hatte
es keine schlagende Antwort auf seine Fragen geschrieben.
Die Herren verabschiedeten sich — und als ich mein Studir-
zimmer wieder betrat mit den drei bemalten und beschriebenen
Papierbogen in Händen, da fielen meine Blicke auf die dort
noch m der leeren Bettstelle niedergelegten Goeth fachen
Werke, an die ich gar nicht mehr gedacht hatte. Es war
merkwürdig genug. Die leere Bettstelle, auf der sie lagen,
war diejenige meiner erst vor fünf Monaten verstorbenen
Frau. Kichts hätte mir eindringliche! Tod und Unsterblichkeit
und das Fortleben des menschlichen Geistes zu
predigen vermocht, als gerade dieser Verein von seltsamen
Umständen. Von Goethe war zwischen uns gar nicht die
Rede gewesen, und der Fremde kannte meine Vorliebe für
ihn gar nicht — ja er war sogar der deutschen Sprache
nicht so vollkommen mächtig, dass ich ihn überhaupt im
Verdachte der Selbstfabrizirung dieser Verse hätte haben
können. Die Bedeutung von ,,Zöpfe" verstand er z. B. nicht.
Die Wortwendungen dieses Sinngedichtes sind so eigenartig
und so echt Goelliisch, dass selbst Hr. Professor Vogel und
der sie ihm nachcitirende Gelehrte des „Kladderadatsch" in
Berlin ihre geistige Echtheit und epigrammatische Schiag-
fertigkeit bis jetzt nicht anzugreifen gewagt haben. Wer
da weiss, dass dergleichen Manifestationen sich nicht citiren
lassen, sondern gleichsam von selbst kommen und mehr im
Belieben der unsichtbaren Intelligenzen als in dem der
irdischen Medien stehen, der wird die Hoffnung auf einen
dritten Theil des .9Fau$t" oder auf „Aus meinem Geisterleben
, Fortsetzung von Wahrheit und Dichtung" bedeutend


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