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von P. B.: Eigene Erlebnisse im Mediumismus. 15
schreiben, theils ohne vorher gestellte Fragen an die Geister-
weit, theils auf offne, theils sogar auf verdeckte Fragen, die
ich in Bezug auf ferne Verwandte, oder aus Interesse für
die spirite Lehre stellte. Auch die Jdiosomnambulo, welche
die Anlage hatte, zu jeder Zeit einzuschlafen, wenn ich es
wünschte, ohne vorher magnetisirt zu sein, nur weil sie es
wollte, schrieb nachher geistmagnetisch. Nach wenigen
Minuten, wenn sie schlafen wollte, lag sie wie todt auf dem
Sopha ganz ohne Empfindung, so dass sie keine Miene verzog
, als ich sie mit der Nadel in den Arm stiess; auch
erschrak sie nicht, als dicht an unserer Villa in Stuttgart
plötzlich Kanonenschüsse zur Feier des Geburtstages der
Königin erschallten. Wenn sie sprach, veränderte sie ihre
Stimme und gebrauchte sogar norddeutsche und schwäbische
Ausdrücke, je nachdem sie beeindruckt war, die sie als
geborne Rheinländerin später im Wachen nicht erklären
konnte. Einmal schaute sie in den Körper der anwesenden
drei Personen ganz klar, wie der Erfolg lehrte; besonders
in einem Falle, indem sie einem Herrn rieth, zeitig einen
Arzt gegen eine bestimmte, selbst dessen Frau nicht bekannte
Schwäche zu gebrauchen, sonst würde es sein Tod
sein. Kaum nach Jahresfrist verstarb derselbe an der
Krankheit (Schwäche), gegen welche er nicht zeitig genug
die entsprechenden Mittel — eine Operation — hatte vornehmen
lassen. Einen andern ältern Herrn, der täglich zu
Pferde sass, warnte sie, vorsichtiger beim Reiten zu sein
und sich vor einem grünen Zweig in Acht zu nehmen, der
ihm im Wege hing. Nach wenig Wochen stiess wirklich
beim Reiten dem Herrn ein Zweig ins Gesicht, so dass er
aus dem Sattel zur Erde fiel und sich am Kopfe der Art
verletzte, dass er an Gehirnleiden starb. Mir selbst endlich
sagte sie, ich habe zu Zeiten zwar in der Magengegend braune
Flecke, die jedoch bald wieder verschwänden, und könne
ich bei mässigem Leben dabei alt werden. Endlich sah sie
in den Kopf einer Frau, welche später durch Magnetisation
von ihrem Leiden befreit wurde, und gab Mittel an, die mit
eines andern Mediums Aussagen genau übereinstimmten,
und zwar ohne in Berührung mit dem letzteren gekommen
zu sein.
In der Regel, wenn sie ruhig mit verklärten Zügen
schlief, sprach sie von einem guten Geist, der ihr nahte
und — wie sie sagte — es so gut mit ihr meinte, indem
er das ihrem innern Blick — im Traum — zeigte, was sie
gerade wünschte oder die Anwesenden.
Einmal nur fuhr sie erschreckt empor mit dem Ausrufe.
„Fort, böser Geist, ich will Nichts mit Dir zu thun haben"
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