Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
7. Jahrgang.1880
Seite: 21
(PDF, 156 MB)
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Dr. med. Goeze: Visionen.

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welche sich in dem gut redigirten Unterhaltungsblatt: „Das
neue Blatt" No. 8 1879, Redacteur Dr. Franz Hirsch
in Leipzig, beschrieben findet, und zwar als erster Artikel
unter der Ueberschrift: „Aus der Welt des Unerklärlichen,"
welchem schon weitere gefolgt sind. Es verdient Beachtung,
und Anerkennung, dass ein der Unterhaltung gewidmetes
Blatt den Muth hat, der materialistischen Strömung der
Zeit entgegen gut beglaubigte Thatsachen, so unerklärt sie
auch dem grossen Publikum erscheinen mögen, zu bringen.
Die Vision, welche detaillirt erzählt wird, ist kurz folgende:

Die Kammerfrau einer russischen fürstlichen Familie,
welche in Paris in dem gewohnten Hotel wegen Ueberfüllung
nur ein nothdürftiges Unterkommen für die erste Nacht
findet, wird in einem schönen Zimmer des ersten Stockes
untergebracht, welches angeblich erst spät Abends frei geworden
sei» Sie hat die Thür verschlossen und sieht, nachdem
sie sich ermüdet zu Bette gelegt, einen jungen Marineoffizier
ins Zimmer treten, unruhig in demselben hin und
hergehen, sich auf einen Stuhl setzen, und kann es nicht
hindern, dass er eine Pistole sich aufs Herz setzt und sich
vor ihren Augen erschiesst. Ein Zustand starrer Betäubung,
in den die Kammerfrau nach diesem erschütternden Schauspiel
verfallen ist, wird dadurch unterbrochen, dass sie
Stimmen vor ihrer Stubenthür hört, hört, wie die Thür gewaltsam
erbrochen wird und über ihr ihr Name gerufen wird.
Sie erwacht, sieht die Fürstin vor sich, verlangt zuerst die
Fortschaffung der in ihrem Zimmer liegenden Leiche. Man
hält ihre Beden für Zeichen von Irrsinn, sie beschreibt aber
mit Genauigkeit und Klarheit die äussere Erscheinung des
Marineoffiziers und den ganzen Hergang. Der herbeigeholte
Hotelwirth gesteht dann Folgendes. In der Nacht zuvor hat
ein junger Offizier der Marine sich in demselben Zimmer
erschossen, in welchem die Kammerfrau jetzt geschlafen
hatte; man hatte den Schuss gehört und hatte sich beeilt,
um jedes Aufsehen zu vermeiden, dieselbe Nacht noch die
Leiche auf die Morgue zu schaffen. Nachforschungen in
der Morgue lieferten den Beweis, dass das Bild, welches die
Kammerfrau von dem Selbstmörder bekommen, mit der
Wirklichkeit übereinstimmte.

In diesem Falle kann von einer erregten Phantasie
der Kammerfrau keine Rede sein, und die einzig verständige
Erklärung für das wunderbare Erlebniss liegt in der Annahme
, dass der Selbstmörder in seiner Leiblichkeit noch
24 Stunden nach seinem Tode als reale Erscheinung in dem
Räume sich befunden habe, in welchem die That vollbracht
worden.


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