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IL Abtheilung^
Theoretisches und Kritisches*
Professor Wundt als bloss logischer Gegner des
Spiritismus.
Von Gr. C. Wittigr.
Professor Wilhelm Wundt an der Universität Leipzig
hat seinen am 15 October 1879 im Kaufmännischen Verein
zu Leipzig gehaltenen Vortrag: — „Der Aberglaube in
der "Wissenschaft" — im ersten Heft des neuen Jahrgangs
1880 von „Unsere Zeit. Deutsche Revue der
Gegenwart. Herausgegeben von Rud. von Gotischall (Leipzig,
F. A. Brockhaus) abgedruckt erhalten, ein neues Zeichen,
dass die Gegner des modernen Spiritualismus und Spiritismus
, gegen den die Spitze dieses Vortrags gerichtet ist,
denselben nicht mehr wie bisher todtschweigen, sondern in
Zukunft todtsprechen wollen. Der ganze Vortrag enthält
nicht eine Spur davon, dass der Vortragende persönlich
mehr Experimenten beigewohnt hätte, als nur einem einzigen
mit Mr, Slade, dem er nu** gelegentlich assistirte. Er lässt
trotzdem eine Philippica 1) gegen den Aberglauben in der
Wissenschaft und 2) gegen eine abergläubische Wissenschaft
los, Dass er mit seinen Bemerkungen gegen die Mathematiker
, Astronomen, Elektriker, Astrologen und Alchemisten
auf ganz bestimmte Personen zielt, ist deutlich zwischen
den Zeilen zu lesen. Nur zwei von ihm gebrachte Notizen
sind beachtenswerth, nämlich 1) dass schon in Henrici Mori
Cantabrigiensis opera" (3 Bde., London 16?9), in den betreffenden
Stellen mitgetheilt von /. E. Erdmann in „Geschichte
der neuern Philosophie" (Bd. 1, Abth. 2, S. LXXIV
ff.), von der vierten Dimension die Rede ist, und 2) dass
Cardanus erzählt, es habe dereinst auf der Universität Sala-
manca eine Professur für die Nekromantie, die sich
mit den Hülfsmitteln für das Citiren verstorbener Personen
beschäftigte, bestanden. Um wie viel klüger waren doch
die damals vorsichtig forschenden arabischen Professoren,
als die überwiegende Mehrzahl unserer heutigen, schon ä
priori von der Unmöglichkeit und UnWirklichkeit solcher
Geistererscheinungen überzeugten! Der Mysticismus und
Aberglaube fängt unseres Erachtens heute zu
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