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26 Psychische Studien. VII. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1880.)
Tage wissenschaftlich nur da an, wo man nichts ganz
Bestimmtes weiss und doch darüber aburtheilt.
So will Professor Wundt das ganze objective Thatsachen-
Gebiet des Spiritismus durch die in der wissenschaftlichen
Forschung längst geübte Maxime, dass der logische Zusammenhang
unseres Erkennens und eben darum auch der
ursächliche Zusammenhang unserer Erfahrung ein unverbrüchlicher
sei, als thatsächliche Gewissheit zum Fenster
hinauswerfen, weil er sie nach seiner beliebten Logik für
bloss subjective Traumbilder hält und erklärt. Wenn nicht
die Gegenwart, so wird ihn die nahe Zukunft schon noch
eines Anderen belehren, und zwar, dass die mediumistischen
Erscheinungen sehr wohl mit dem logischen und ursächlichen
Zusammenhange seiner doch auch bloss gedachten
Weltordnung verträglich sind, weil sie sich doch thatsäch-
lich neben seinem Denken und seiner Logik aufstellen und
fortbehaupten. Die ganze gerühmte Logik der Welt ist
nicht im Stande, die Unwirklichkeit eines einzigen Sonnenstäubchens
zu demonstriren, wenn dasselbe doch faktisch
sinnenfällig ist. Und dass auch die mediumistischen Phänomene
sinnenfällig sind, wird seine Logik keinem Experten
durch ihre ganze Sophistik auszureden im Stande sein.
Professor Körner Ober die Seele und die Logik, und
die Logik der „Europa" über den Spiritismus.
Aus dem jüngst erschienenen beachtungswerthen psychologischen
Werke des Prot Friedr. Körner*) bringt die „Europa44
No. 44/1879 einen höchst interessanten Abschnitt: „Die
Hirn- und Nerventhätigkeit im Dienste der Seele.44 Wir
entnehmen demselben folgende charakteristische Stellen: —
„Die Nervenzelle an sich kann kein Bewusstsein haben,
denn sie ist ja nur Apparat, oder wir müssten so viel Be-
wusstseinsarten besitzen als Zellen. Wir wissen aus Erfahrung
, dass wir das richtige Sehen erst lernen müssen.
Wenn die Zelle an sich ein Wissen besässe, so brauchten
wir es nicht erst zu lernen. Mithin müssen wir annehmen,
dass die Seele die Temperaturunterschiede und alle Zellenvorgänge
wahrnimmt und beurtheilt, d. h. unter sich und
*) Körner, F.: — „Die Seele und ihre Thätigkeiten. Nach den neuesten
Forschungen auf Grund physiologischer Gesetze für Theologen, Pädagogen
, Juristen und Gebildete dargestellt." (Leipzig, Oscar Eigendorf,
1880) gr. &°, 295 S. 5 M. 40 Ptg.
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