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Wie ein Geolog zum Spiritualismus kommen kann. \)±
stehung des Urgebirges ohne alle Feuerwirkung erwiesen
sei. Pro! Möbius in Kiel hatte das Eozoon Oanadense
als anorganisches Gebilde nachgewiesen, während es amerikanische
und englische Forscher als das erste und älteste
Thier der Schöpfung, und zwar als eine riesige Foraminifere
betrachteten. Der Verf. obigen Buches trat ebenfalls gegen
die thierische Natur des Eozoon auf und erwarb sich dadurch
den Doctorhut der naturwissenschaftlichen Fakultät
zu Tübingen, obgleich er Rechtsanwalt ist. Er schritt auf
dem Wege seiner begonnenen Untersuchungen weiter, um
Dr. Carpenter's angebliches feines Kanalsystem einer Foraminifere
in dem Eozoon-Kalk und den Eozoon-Stücken des
ältesten Urgebirges, des sogen. Laurentian - Gneisses aus
Kanada, an Ort und Stelle zu besichtigen. Dr. Carpenter,
derselbe, welcher sich im Spiritismus schon so viel geirrt
hatte, war auch hier auf dem Holzwege: der Verf. fand im
Eozoon keine Foraminifere, sondern eine sog. Urpflanze,
die er Eophyllum Oanadense nannte. Er fand sogar eine
ganze Reihe von Pflanzen, die mit der erstgefundenen, sichtbar
grössten Pflanzenform mit obiger Bezeichnung sämmtlich
zur Familie der Algen gehören. Er giebt ihnen die verschiedensten
Namen und sagt von ihnen: „Der allgemeine
Charakter dieser Pflanzenformen des Laurentian-Kalkes ist
ein höchst roher, einfacher, anfänglicher. Aber etwas haben
sie, was sie den Pflanzen der Jetztwelt mindestens gleichstellt
: sie sind vermöge ihrer Anlage einer ungemessenen
Vermehrung fähig. Das Individuum selbst ist einfach, ist
eine Zelle. Eine Zelle setzt sich an die nächste und kehrt
sich nach oben. U. s. w." Den Abbildungen nach erklärt
sie der Herausgeber von „Die Natur" den sprossenden
Flechten in Gestalt von Trompetenflechten (Cladonia) ähnlich
. Als die wichtigsten Ergebnisse seiner Entdeckung
stellt der Verf. folgende Sätze hin: „1. Die ersten organischen
Formen sind die niedersten Pflanzen, woraus höchst
wahrscheinlich 2. folgt, dass wirklich die Bildungen der
Gegenwart die Erzeugnisse der Fortentwickelung sind; es
ist also eine bloss einmalige gleichzeitige Schöpfung, nicht
dagegen 3. ist eben vermöge des Gesetzes der Entwickelung
anzunehmen, dass die niedersten Formen der Laurentian-
zeit heute längst in höhere sich verwandelt haben: die
niedersten von heute also können nicht die Nachkommen
von damals sein," und hieraus schliesst der Verf., „dass heute
noch derselbe Uebergang vom Unorganischen zum
Organischen stattfindet." Nun sagt der Herausgeber
der Natur: „Wir müssen es unseren Lesern überlassen,
darin einen Sinn zu finden. Für den Verf. freilich ist das
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