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Professor Zöllners letzte Experimente mit Slade in Leipzig. 67
sendung wohlversiegelter Geldbriefe von dieser Annahme
aus. Deshalb war bei der versuchsweisen Anwendung dieses
Verfahrens gegenüber den Slade'schen Sehiefertafelschriften
eo ipso die Bedingung aufgehoben, dass diese so versiegelten
Tafeln nicht vor der Sitzung für Slade zugänglich sein
dürften. Denn es sollte ja gerade diese Vorsicht durch die
sichere Art des Verschlusses als überflüssig beseitigt werden,
so dass Hr. Slade, selbst wenn er den Wunsch gehabt hätte,
die Tafel in betrügerischer Absicht zu öffnen und nach der
Niederschrift einer Mittheilung wieder zu schliessen, diess
unmöglich unentdeckt zu thun vermocht hätte. Der
Zweck des ganzen Verfahrens wäre also hinfällig gewesen,
wenn mir die Bedingung gestellt worden wäre, derartig versiegelte
Tafeln bis zur Sitzung stets in meiner Obhut und
unter meiner Aufsicht zu behalten. Nach beendeter Unterhaltung
mit Hrn. Oscar v. Hoffmann legte ich daher jene
Tafel ruhig in das Hrn. Slade zur Verfügung gestellte
Zimmer im Hause meines Freundes; Slade selbst war um
diese Zeit, so weit ich mich erinnere, gar nicht zu Hause,
und erst am Abende desselben Tages (6. Mai :878) um
8% Uhr sah ich ihn behufs einer Sitzung wieder. Nach
einigen Worten der Begrüssung nahm ich die Tafel von der
neben dem Tische stehenden Kommode und erläuterte Hrn.
Slade, der vermuthlich erst jetzt diese Tafel zu Gesicht bekam
, meinen mit derselben beabsichtigten Zweck*). Wir
überzeugten uns Beide nach einander durch Schütteln der
Tafel, dass das sehr kleine Stückchen Schieferstift sich noch
zwischen den beiden Tafelflächen befand. Ich legte nun
diese Tafel auf diejenige Seite des Spieltisches (Slade zur
Linken), woselbst sie in Gemeinschaft mit noch andern
Tafeln und sonstigen Gegenständen von nun an stets
unter meinen Augen liegen blieb.
Unmittelbar nach dem Niederlegen der Tafel setzte ich
mich mit Slade an den Spieltisch, auf welchem eine hellbrennende
Kerze stand. Slade nahm hierauf noch einmal
die erwähnte Tafel, während ich dieselbe stets genau im Auge
behielt, in die Hand und fragte mich, ob ich nicht lieber
noch auf der Vorderseite des Bandes, zu beiden Seiten der
oben beschriebenen cylindrischen Messinghülsen, zwei Siegel
anbringen und mit meinem Petschaft versiegeln wolle? Da
ich letzteres in meiner Tasche hatte und auf dem Tische
neben andern Schreibutensilien auch eine Stange Siegellack
*) Man erblickt auf der oben erwähnten Kommode bei genauer
Betrachtung der an dieser Stelle sehr dunkel ausgefallenen Photographie
des Sitzungszimmers Tafel VII. noch andere Gegenstände, u. A. ein
Mitscherlictisches Polarisations-Saccharimeter.
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