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Prof. Hoflfmann: Die Unsterblichkeitslehre Joh. Gottfr. Herder's. 69
schluss meines Portemonnaies steckte. Hierauf wurde die
Tafel wieder an ihren oben beschriebenen Platz auf den
Tisch gelegt und unter dieselbe der zusammengefaltete halbe
Briefbogen mit dazwischenliegendem Graphitstückchen geschoben
, so dass die Tafel denselben vollkommen verdeckte.
Alsdann legten wir wieder unsere Hände in der oben beschriebenen
Weise auf die Tischplatte zusammen, Slade's
Hände fest von den meinigen bedeckt und dadurch an jeder
Bewegung gehindert.
(Fortsetzung folgt.)
II. Abtheilung.
Theoretisches und Kritisches.
Die Unsterblichkeitslehre Johann Gottfried Herders.
Von
Professor Dr. Franz Hoffmann.
Herder war so wenig wie Lessing aprioristischer Philosoph
, wenn unter einem solchen derjenige verstanden wird,
der das Apriorische voranstellt, mit ihm beginnt und das
Erfahrungsmässige demselben ein- und unterordnet. Der
empfindende Mensch fühlt nach Herder sich in alles, fühlt
alles aus sich heraus und drückt darauf seine Abbildung,
sein Gepräge. Wie unsere ganze Psychologie aus Bildwörtern
besteht, so war nur meistens ein neues Bild, eine
Analogie, ein auffallendes Gleichniss, das die grössten und
kühnsten Theorien geboren. Aber ist in dieser Analogie
zum Menschen auch Wahrheit ? Menschlicher Wahrheit
gemäss, und von einer höheren habe ich, so lange ich Mensch
bin, keine Kunde. Mich kümmert die überirdische Abstraktion
sehr wenig, die sich aus allem, was Kreis unseres
Denkens und Empfindens heisst, ich weiss nicht auf welchen
Thron der Gottheit setzet, da Wortwelten schafft und über
alles Mögliche und Wirkliche richtet.
Was wir wissen, wissen wir nur aus Analogie, von der
Creatur zu uns und von uns zum Schöpfer. Syllogismen
können mich nichts lehren, wo es aufs ernste Empfängniss
der Wahrheit ankommt, die ja jene nur entwickeln, nachdem
sie empfangen ist. Obgleich Herder der synthetischen
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