http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1880/0087
Psychische Studien. VII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1880.) 79
Ein Vortrag des Dr. med, Grützner in Breslau über
Hansen's Experimente.
Die „Schlesische Zeitung" No. 41 vom 25. Januar 1880
bringt den ausführlichen Bericht über einen in der am
Abend des 23. d. M. abgehaltenen Monats-Versammlung des
Humboldt-Vereins in Breslau von Dl\ med. Grützner, Privat-
docenten für Physiologie an dortiger Universität, gesprochenen
Vortrag über die Vorstellungen des Magnetiseurs Hansen,
die in letzter Zeit auch in Breslau bedeutendes Aufsehen
erregten. Im Anschluss an einen früheren Vortrag „über
thierischen Magnetismus" hob Redner zunächst hervor, dass,
obwohl der thierische Magnetismus nicht gerade zu den
Lichtseiten der Naturwissenschaft gerechnet werden könne,
dennoch aus der grossen Summe von beabsichtigten und
unbeabsichtigten Täuschungen eine Reihe von Wahrheiten
in die Wissenschaft herübergenommen werden müsste. Zu
dieser Reihe von Wahrheiten gehöre die Thatsache, dass
das Anstarren eines glänzenden Gegenstandes, wie diess
Mesmer zuerst versuchte, bei vielen Leuten einen wunderbaren
, schlafähnlichen Zustand hervorrufe. Diese Versuche
wurden i. J. 1841 weiter verfolgt von dem Engländer Braid,
der den Vorstellungen des Magnetiseurs La Fontaine beigewohnt
und dieselben nachgeahmt habe.
Eine zweite, auf gesicherter Basis stehende Wahrheit, die
sich aus den Mesmer'schen Experimenten ergeben habe, sei
die gewesen, dass eine gelinde, ausreichend häufige Reizung
der Haut, wie sie Mesmer durch das Streichen der Patienten
bewirkt habe, auf das Empfinden und Wollen einzelner
Individuen von Einfluss sein könne. Es sei eine interessante
Thatsache, die von Charcot an (magnetisch) Gelähmten zuerst
beoachtet worden, dass Individuen, die an einem Körper-
theile, z. B. am Arme, der Bewegung und Empfindung beraubt
seien, Gefühl an bestimmten Stellen der gelähmten
Theile wiederbekämen, wenn ihnen ein Stück Metall, vielleicht
ein Geldstück, aufgelegt würde. Die vorher unempfindliche
Stelle werde empfindlich durch das Auflegen, die
entsprechende andersseitige dagegen unempfindlich. Es
würde also gewissermaassea die Empfindlichkeit von der gesunden
auf die kranke Seite transferirt. Zur weiteren
Illustration dieser Wirkung des Metalles erwähnt der Vortragende
eine andere Thatsache, die von ihm selbst genau
beobachtet worden sei Einem kleinen Hunde im Alter von
einem halben Jahre sei von ihm eine metallene Halskette
umgelegt worden. Bald darauf sei das Thier scheinbar
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1880/0087