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80 Psychische Studien. VII. Jahrg. 2. Heft (Februar 1880.)
krank geworden und habe den Bindruck gemacht, als sei
es gelähmt; es habe sich nicht von der Stelle bewegt und
überhaupt keine Handlung vollführt, zu der eine Willens-
action nöthig gewesen sei; die Treppe hinunterzugehen, habe
der Hund nicht gewagt, sondern fest in seinem Korbe gesessen
und gewinselt, wenn Jemand, den er kannte, zu ihm
kam, während er vordem munter gewesen und seinem Herrn
entgegen gesprungen sei. Nachdem darauf das Thier von
der Kette befreit worden, sei es wie umgewandelt gewesen.
Diese Thatsache beweise deutlich, dass gewisse gelinde Reize,
welche die Haut treffen, auf den Willen eines lebenden
Wesens von Einfiuss sein können.
Hierauf verbreitete sich Redner über Prof. CzermaKs
bekannte hypnotische Versuche, [welche Diesem, wie unseren
Lesern noch wohl in Erinnerung sein wird, zur Veranlassung
eines schmählichen Ausfalls gegen den modernen Spiritualismus
und Spiritismus dienten,, dessen Literatur er in der
„Gartenlaube" 1873 als eine „Schandliteratur" herabzuwürdigen
sich nicht entblödete, während er doch selbst
Dinge trieb, welche seine eigenen Zunftgenossen bis dahin
noch nicht als wissenschaftlich und physiologisch berechtigt
anerkannten! — Ref.] erwähnte Prof. Preyer's in Jena
erneute hypnotische versuche an Kaninchen und Meer-
schweincheu, Heubets gleiche Versuche an Fröschen, selbst
Schlangen, welche das Wunder der Verwandluug der
Schlangen des Moses in starre Stäbe erklärten, und bestritt
die Richtigkeit der Deutung dieses Zu&tandes durch Preyer
ais eine Ait Schrecklähmung.
Redner ging alsdann von den Experimenten mit Thieren
auf die mit Menschen über. Er sei weit entfernt daran zu
denken, an einen thierischen Magnetismus zu glauben und
sich eine Kraft darunter vorzustellen, ähnlich derjenigen,
welche Eisen an Eisen ziehe. Gerade wie das menschliche
Gehirn viel höher organisirt sei als das thierische, so seien
auch die Erscheinungen, die man beim Menschen im Zustande
des Hypnotismus beobachtet, viel eoinplicirter, als
die an Thieren. So hätten die Sachen bis vor Kurzem gestanden
. Da sei in die Breslauer Gesellschaft durch das
Auftreten des Herrn Hansen ein Ferment geworfen worden,
wie es lebhafter und intensiver wirkend kaum hätte gedacht
werden können. Dieses Ferment habe verschiedene Blasen
geworfen, je nachdem es auf verschiedenen Boden gefallen
sei. Die einen hätten Alles für Humbug und Betrug mit
hülfsbereiten Genossen erklärt; Andere seien interesselos
geblieben, weil Herr Hansen auch über Misserfolge zu klagen
gehabt habe, wie z. B. in Dresden; noch Andere hätten
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