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Dr. Grützner: Ein Vortrag in Breslau über Hansen's Experimente. 81
sich in der dreidimensionalen Welt nicht sicher gefühlt,
sondern einen Sprung in die vierdimensionale machen zu
müssen geglaubt und hätten sich dem Mysticismus in die
Arme geworfen. [Aus dieser Stelle werden unsere kundigeren
Leser sofort ersehen, dass der Herr Vortragende noch nichts
Rechtes von „Mediumismus" weiss und versteht, sonst würde
er sich vielleicht vorsichtiger ausgedrückt haben! — Ref.]
Wieder Andere, die sich der Sache bemächtigt, hätten den
Weg des Experimentes eingeschlagen, so z. B. Prof. Weinhold
in Chemnitz und Prof. Heidenhain in Breslau, sowie
der Vortragende selbst.
[Was er nun über Prof. Weinhold1 s Entdeckungen bringt,
hätte er in Prof. Zöllners neuesten Werken wesentlich berichtigt
und ergänzt finden können, wenn er diesen seine
volle Aufmerksamkeit nicht bloss von Hörensagen zugewendet
hätte. — Ref.]
Redner schilderte hierauf die Symptome des Hypnotis-
mus in ihren verschiedenartigen Aeusserungen. Die Aufhebung
des Willens, welche hierbei hervortrete, sei das erste
wichtige Symtom, welches beim Experimentiren sich am auffälligsten
denen, die dem Hypnotismus erliegen, bemerklich
mache. Ein ähnlicher Zustand, der mit dem Namen der
„Katalepsie" von den Aerzten belegt wird, finde sich vorzugsweise
bei nervenschwachen, hysterischen, weiblichen Personen
, sei aber ziemlich selten und werde vielfach falsch
gedeutet, so z. B. von Niehieyer, der diesen Zustand für
eine Simulation, für eine bewusste Täuschung halte. . . .
Ein anderer, in das Reich der Psyche schlagender Punkt
sei das Aufhören gewisser Empfindungen, z. B. der des
Schmerzes, vorausgesetzt, dass die Hypnose hinreichend tief
sei; man könne die Leute mit einer Nadel durch die Hand
stechen, ohne dass sie sich irgendwie bewegen oder etwas
fühlen; erst beim Erwachen fühlten sie den Schmerz. Indessen
sei das Verhalten verschiedener Körpertheile in dieser
Beziehung verschieden. So wachten in den allermeisten
Fällen die Leute, wenn sie ins Gresicht gestochen würden,
aus ihrem Schlafe auf. Bekannt sei, dass Velpeau und Broca
im Jahre 1860 an einer Frau, die sie hypnotisirt hatten,
eine Operation vollzogen, ohne dass die Patientin Schmerz
empfunden hätte. Ferner sei ein sehr eigenthümlicher Zustand
der, dass gewisse Leute dem Magnetiseur fast Alles
nachmachen, dass sie ihm nachlaufen, dass sie gewisse, im
hypnotischen Stadium eingeleitete Bewegungen fortsetzen,
wenn die Hypnose tiefer werde u. s. w. Wir selbst führen
täglich, so bemerkt Redner, eine grosse Zahl von Bewegungen
unbewusst aus; wenn wir z. B. gehen, so leistet die Maschine
Psychische Stadien« Februar 1880. g
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