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III. Abtheilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Die „Neue Preussische Zeitung" über den Spiritismus
enthält in No. 18, Berlin, den 22. Januar 1880, folgenden,
auch als ein Zeichen der Zeit beachtenswerten Artikel aus
dem evangelisch-orthodoxen Kirchenlager Preussens, dessen
Widerlegung für Sachkenner des Spiritismus und modernen
Spiritualismus in den etwa von ihm abweichenden Punkten
sich ganz von selbst ergeben dürfte: —
„Der Spiritismus mit seinen unheimlich räthselhaften
Erscheinungen ruft immer neue Polemik hervor. Ein Ver-
theidiger desselben, Professor Zöllner, ist in einer unlängst
erschienenen Abhandlung: ,,üie transcendentale Physik und
die sogenannte Philosophie", wieder für ihn in die Schranken
getreten. Professor Lufhardt hatte ihn in einem Schreiben
warnend darauf aufmerksam gemacht, dass die Geisterkundgebungen
des Spiritismus wahrscheinlich dämonischen Ursprungs
seien. Hiergegen wendet sich Zöllner abwehrend in
einer Weise, aus welcher zu ersehen, dass er nicht auf dem
Boden des dürftigen protestantenvereinlichen Rationalismus
steht. Sein religiöser Standpunkt ist aber kein einfacher
kirchlich -evangelischer, sondern er .schwankt etwas unklar
zwischen Fanfscher Philosophie und theosophischen Ueber-
spanntheiten. Es ist hier nicht der Ort, auch halten wir
uns nicht für competent, über die vierdimensionale Raumtheorie
des Verfassers abzuurtheilen. Soviel ist aber nicht
füglich zu bezweifeln, dass wir es im Spiritismus mit einem
dunklen Gebiet zu thun haben, mit einer Frage, auf welche
Hamlet1 s Ausspruch eine gewisse Anwendung finden mag:
'Es giebt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als eure
Schulweisheit sich träumt'. — Dass sich an den Spiritismus
viel grobe Trügerei und Täuscherei hängt, soll nicht bestritten
werden; damit ist aber noch nicht gesagt, dass alles eitel
Gaukelspiel sei. — Sehr beachtenswerth ist es, dass solche
unheimlichen und räthselhaften Dinge die Menschen gerade
in solchen Zeiten zu bewegen pflegten, in denen ein grober
Materialismus sich breit macht. Sehr erklärlich! Baarer
materialistischer Unglaube geht wider die Katur des Menschen
; ist ihm der wahre Glaube abhanden gekommen, so
klammert er sich, wie em Untersinkender, an Wahnglauben
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