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94 Psychische Studien. VII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1880.)
oder der von den meisten Physikern postulirte Aether.
Ganz anders Jäger. Ihm ist die Seele Stoff im eigentlichsten
Sinne des Wortes, Materie, welche er dem Physiker und
Chemiker zur Untersuchung offerht. („Ausland" 1879, No. 10.)
Dass er mit einer derartigen Hypothese aller Enden an-
stossen muss, dessen ist Jäger von vornherein gewiss." — Wir
haben bereits „Psych. Stud." 1879 Seite 141 auf seine
Theorie hingewiesen und legen bald unseren Lesern einen
längeren Artikel über Jägers Behauptungen vor: „Die
neueste Entdeckung der Seele durch Prof. Dr. Gustav Jäger.'6
y> Aus Dundee berichten unsere Zeitungen; — „Die
Nachforschungen nach den vermissten Leichen der bei dem
Einstürze der Brücke Umgekommenen sind seit mehreren
Tagen fast vergeblich gewesen, entweder weil die Körper
stromabwärts getrieben oder im Sande verscharrt sind. Man
hat nun zu Iber natürlichen Kräften seine Zuflucht genommen
. Em „Mesmerist" und ein Frauenzimmer, das sich
Clairvoyante nennt, welche beide allerlei Gesichte gehabt zu
haben behaupten, sind in einer Yacht hinausgefahren, um
die Stellen anzuzeigen, wo sie im Geist die Leichen haufenweise
liegen gesehen haben. Aber auch diess Mittel hat
nichts genützt." (Dritte Beil z. „Leipz. Tagebl." No. 36
v. 21. Jan. 1880.) Man ersieht hieraus wenigstens, dass
man in England bei dringenden Fällen auch die Mithülfe
des Mediumismus nicht verschmäht.
k) „Eine wandelnde Wundererscheinung" —
lautet ein Artikel von Emil Cohnfeld in „Das Neue Blatt"
No. 16, 1880, worin über den kleinen fünfjährigen Kopfrechner
Moritz Frankl Näheres berichtet und hervorgehoben
wird, dass er nichts weniger als ein Künstler, vielmehr
lediglich Naturrechner sei, bei dem fast Alles in seinen
Leistungen-blosse ungeheure Begabung, fast nichts Kunst
daran ist. „Er kennt selbst die Ziffern nur höchst unvollkommen
, er ist auch nicht Mnemotechniker bei seinem
Rechnen, er zeigt sogar ein keineswegs gutes Zahlengedächt-
niss, er kann nur rechnen, nur im Kopf rechnen, nicht mit
dem Bleistift, nur instinctiv oder divinatorisch in einer uns
unbegreiflichen Weise blitzschnell das Richtige finden, das
förmlich wie ein Funke höherer Eingebung in seinem Munde
sprüht. Der Vorgang ist ein so zauberhaft schneller, als
gäbe es in seinem Kindergehirn einen Resonanzboden, von
welchem in dem Augenblicke, wo die Schallwellen irgend
einer ausgesprochenen ungeheuren Rechnenaufgabe daran
schlagen, in demselben Augenblick auch als Resonanz, als
Zurückprall, als Wirkung einer nothwendigen akustischen
Logik die richtige Antwort wiedertönt. Moritz Frankl kann
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