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Kurze Notizen.
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nicht schreiben und nicht lesen, er hat, mit Ausnahme
einiger mathematischer .Rechnungsarten, deren Begreifen
von Seiten dieses unausgebildeten Kinderverstandes schon
uns unbegreiflich sein muss, überhaupt noch nichts gelernt,
denn Aerzte und Pädagogen haben gleichweis das vorläufige
vollständige Ruhenlassen seiner Ausbildung dringend anempfohlen
. Aber er rechnet!" — Wie er rechnet, woher er
stammt, auf welche Art sein Talent entdeckt wurde und
welche Folgerungen der Verfasser des obigen Artikels daraus
zieht, ist durchaus lesens- und wissenswerth.
I) In „Aus dem achtzehnten Jahrhundert Culturge-
schichtliche Novellen" von Adolf Glaser. (Leipzig H. Foltz,
1880) befindet sich unter den 6 Novellen auch „Der Klopf-
geist zu Dibbesdorfwelcher in seinen Details einen
ergötzlichen Fall von Klopfgeisterspuk aus dem vorigen
Jahrhundert erzählen und zugleich die inquisitorische Rechtspflege
jener Periode, die noch etwas nach Hexenprocessen
riecht, illustriren soll. (Europa, "No. 52, 1879.)
m)XJeber den Spiritismus. Ein Vortrag gehalten
im Verein für Kunst und Wissenschaft am 9. Deeem-
ber 1879 in Hildesheim von Dr. Richter (Verlag von August
Lax, 1880) — lautet der Titel einer 29 Seiten gr. 8° enthaltenden
Broschüre, welche trotz einzelner Unrichtigkeiten
in Folge ungenügender Kenntniss des historischen Entwicklungsganges
des modernen Spiritualismus, dennoch eine
gute Lanze für die Realität und Wahrheit der spiritistischen
Phänomene einlegt. Prof. Johannes Hüber 9 aus dem unser
Verfasser meist schöpft, war nicht genügend unterrichtet;
der Herausgeber der „Bibliothek des Spiritualismus für
Deutschland" ist nicht der Slawophile,*) für den er irrthüm-
lieh angesehen wird, sondern weit eher könnte er als Kosmopolit
characterisirt werden. Die Schlüsse, welche der
Vortragende aus dem ihm sonst bekannt Gewordenen zieht,
können wir vollständig theilen. „Ist es mir gelungen/4 —
sagt er am Schlüsse, — „Sie wenigstens zu v$r anlassen,
nicht ohne Prüfung alles als Dummheit oder Schwindel von
sich zu weisen, was mit dieser interessanten Frage zusammenhängt
, so halte ich meine Aufgabe für gelöst. —
Ich selbst bin kein Spiritist, nehme am allerwenigsten Theil
an den Folgerungen, welche die Spiritisten ziehen, — aber
das bezeuge ich, eins ist Letzteren bis jetzt nicht geworden,
und das darf, glaube ich, ihnen auf die Dauer nicht vorenthalten
bleiben; sie selbst bitten nur um dies Eine, und
das ist: Gerechtigkeit."
*) Man sehe die Correspondenz Seite 384 des August-Heftes der
„Psych. Stud.," Jahrg. 1877.
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