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Die Entdeckung der S»*elo durch Prof. Dr. Gustav Jäger. 127
Eiweisses, und die psychischen Erscheinungen
gehen desshalb Hand in Hand mit
der Eiweiszer Setzung. — AVenn das richtig ist, so
muss sowohl bei freudiger Erregung als auch bei Angst eine
stärkere Eiweisszersetzung nachgewiessen worden können, als
bei blosser Muskelarbeit. Diess ist in der That der Fall: —
„1) Alle Beobachter stimmen darin überein, dass bei
Muskelarbeit entweder gar keine Stickstoffvermehrung oder
eine nur sehr unbedeutende im Harn gefunden wird.
„2) Dr. Böcker und Dr. Benecke (in seiner „Pathologie
des Stoffwechsels*' haben nachgewiesen, dass bei intensiver
freudiger Erregung die Menge der im Harn zur Ausscheidung
gelangenden Umsatzproducte der Eiweisszersetzung
sehr bedeutend vermehrt ist.
„Das Gleiche ist von Prout und Haugthon beim Menschen
für die Angst nachgewiesen. Von den Thieren ist es längst
bekannt, dass das Fleisch zu Tode gehetzten Wildes grosse
Mengen des der Eiweisszersetzung entstammenden Kreatins,
sogar bis zu 3 Proc. der Trockensubstanz, enthält." ....
„Der entscheidendste Beweis wäre natürlich, wenn man
auch aus dem t o d t e n Gehirn direct die beiden Duft-
modificationen durch Zersetzungsmittel so entwickeln könnte,
wie diess z. B. beim Hühnereiweiss so leicht gelingt. Mein
College Dr. 0. Schmidt, Professor der Chemie und Physik
an der Stuttgarter Thierarzneischule, hat die bei der Knappheit
seiner Zeit sehr hoch zu schätzende Güte gehabt, in
meiner Anwesenheit einige Versuche vorzunehmen. Ich
gebe in kurzem das Resultat
„Das eiste ist, dass im Vergleich zu Hühnereiweiss,
aus dem erst die Kochhitze den Duft zu entwickeln vermag,
selbst wenn man sehr starke Säuren zugesetzt hat, die
Duftstoffe des Gehirns sehr leicht frei werden, nämlich schon
ohne jede Erhitzung.
„Das zweite Resultat ist: Sofort nach dem Säurezusatz
tritt blitzartig schnell ein Ekelduft auf, der eben so rasch
verfliegt, als er erschienen ist. Von da an kann man
machen, was man will, es erscheint nur jener Duft, den
Jeder an einem gekochten Hirn wahrnimmt.
„Dieses Resultat deute ich so: Die von uns angewandten
Zersetzungsmittel (Phosporsäure, Oxalsäure, Schwefelsäure)
sind auch im verdünnten Zustand schon so starke Reize,
dass sie sofort die Unlustmodifieation entbinden, und es
wird sich zeigen, ob es bei weiterer Fortsetzung der Versuche
gelingt, Zersetzungsweisen zu finden, welche die Lustmodifikation
entbinden. Ferner: Der als Nachwirkung
auftretende Duftstoff scheint wie ein 'Tcrtium' zu sein,
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