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146 Psychische Studien. VII. Jahrg. 4. Heft (April 1880.)
gehenden Sitzungen besonders in seltenen Materialisations-,
Erhebungs- und Licht-Erscheinungen zu Tage getreten waren
, über welche wohl anderweitig berichtet werden wird.
Das Medium selbst, welches uns vor der Seance vorgestellt
wurde, war von mittlerer gedrungener Statur, sah
wohlgenährt und voll von Gesicht aus, verrieth aber ein
gewisses Angegriffensein durch seiue etwas blasse Farbe.
Die Anordnungen desselben wurden im Arbeitszimmer des
Herrn Baron, welches gleichzeitig ein Eckzimmer des Hauses
mit nur einem Fenster ist, ausgeführt, ein grosser länglicher
Speisetisch hineingetragen und die Personen auf
Rohrstühlen so gesetzt, dass das Medium auf einem Rohrstuhl
mit dem Rücken gegen das Fenster, zu beiden Seiten
desselben die zwei es an den Händen festhaltenden mediu-
mistischen Damen, dann zwei Herren neben diesen Damen,
dann eine Dame und wieder ein Herr vis-ä-vis und zuletzt
Herr Baron v. H. mit seiner Frau Mutter vis-ä-vis dem
Medium an der entgegengesetzten Schmalseite des über zwei
Meter langen Tisches zu sitzen kamen.
Herr Baron v. H. hatte mitten auf den Tisch einen
22 Pfund schweren Musikkasten gestellt, diesen verschlossen
und den Schlüssel auf den Tisch vor mich hingelegt. Ich
selbst erprobte das Schwergewicht des Kastens, den ich
nur mit einiger Anstrengung heben und bewegen konnte.
Auf den Kasten wurde ein Blatt Papier gelegt, von dem
ein Herr eine Ecke abriss und sich in die Tasche steckte,
um das Blatt später als das gleiche zu constatiren; ein
Bleistift, drei gläserne Röhren mit mehreren wellenförmigen
Hohlräumen, welche zum Theil mit Quecksilber gefüllt und
dann nach ausgepumpter Luft zugeschmolzen waren, damit
sie im Dunkeln geschüttelt leuchteten, und eine Klingel
befanden sich noch auf dem Tiscbe. Vor dem Beginn der
Seance hatte uns Herr Baron v. ff. ersucht, sein Zimmer
genau in allen Winkeln zu untersuchen, dass sich nicht
etwa ein Helfershelfer darin versteckt halte, was durchaus
nicht der Fall war; Hess uns seine hohe Zimmerdecke betrachten
, an die nur ein Wort mit Bleistift angeschrieben
stand, das durch eine Erhebung des Mediums in einer vorhergegangenen
Seance bis dort hinauf an die Decke gekommen
war, und forderte mich auf, die Zimmerthüren
mit Papierstreifen zu verkleben. Es war eine hohe Doppelflügelthür
, welche in die Flucht der übrigen Gemächer,
und eine niedrige Ausgangsthür vorhanden, die auf den
Vorsaal führte. Beide verklebte ich mit frisch-gummirten
Streifen, auf die ich meinen Namen geschrieben hatte, so
dass bei dem Hereindringen einer fremden Person diese
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