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162 Psychische Studien. VIT. Jahrg. 4. Heft. (April 1880.)
Medium wie eine zweite Gestalt zwei oder
dreimal in demselben Augenblicke zugleich
gesehen worden waren! In ihrer eigenen
Seance konnte jedoch kein Zweifel herrschen, dass die ^verhüllte
Gestalt" Mrs. Corner selbst war. Wie er bereits angedeutet
habe, sei er fest überzeugt, dass Mrs.
Corner nichts um den angeblichen Betrug
wusste,und class derselbe ausgeführt wurde
von dem controllirenden Geiste, der sie
ohne ihren eigenen Willen benutzte. Alle erfahrenen
Spiritualisten wüssten, dass dieses eine besondere
Schwierigkeit sei, in welche sie gelegentlich \ersetzt werden
könnten bei den sogenannten v Materialisation s-Seancen". Es
sei dies eine sehr verwickelte und recht unangenehme Lage*);
aber es sei eine, der man offen ins Angesicht sehen müsse,
wenn man nicht geneigt sei, die Unsersuchung dieses Zweiges
physikalischer Phänomene ganz aufzugeben. Er hoffe, dass
der versammelte Gesellschafts-Eath freimüthig diese Schwierigkeit
anerkennen und sie nicht dadurch zu umgehen
suchen werde, dass er es einem Jeden selbst überlasse, auf
irgend eine Schuld von Seiten des Mediums zu schliessen.
Nachdem er beinahe allen ihren Seancen in diesen Bäumen
beigewohnt, hege er noch jetzt den vollkommensten Glauben
an Mrs. Corner und er hoffe, dass der versammelte Gesellschaftsrath
sich nicht geneigt zeigen ^erde, sich einer
Schwierigkeit auf Kosten dieser Dame zu entziehen.
Mr. ßesmond Fiiz-Gerahl erklärte, dass kein Versehen
auf Seiten dieser jungen Herren zu finden sei und dass sie
nicht nur auf eine geeignete, sondern auch gentlemenartige
Weise verfahren wären. Ohne Zweifel hätten wir zuweilen
die Scenen, welche uns bei solchen Seancen vorgeführt
wurden, falsch erklärt und geglaubt, dass diese Nachahmungen
weniger häufig wären , als sie in Wirklichkeit sind« Dennoch
sei er vollkommen gewiss, dass Mrs. Corner ein ausgezeichnetes
Medium wäre, und er sei ebenso überzeugt,
dass sie auch an solchen Täuschungen ganz schuldlos wäre.
Ihre (der Mitglieder des Gesellschatts-Kathes) gegenwärtige
Stellung sei eine solche, in welcher ihr Benehmen von allen
echten Wahrheitssuchern sorgfältig beobachtet würde; aber
sie hätten ganz klar drei zu erfüllende Aufgaben vor sich.
Erstens müssten sie diese jungen Herren vom Tadel entlasten
und sogar zugestehen, dass sie ihnen Allen eine Lec-
*) Wir erinnern hierbei zurück an den Artikel: „Trügerische
Praktiken der Geister*' von Miss Emily Kislhgbury (Psych. Stnd.
Novbr. 1878, S. 521 ff.), ohne doch dabei an einen wirklichen Betrug
derselben glauben zu können. Der Uebers,
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