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204 Psychische Studien. VII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1880.)
ciation und Hetzerei niclit sowohl ge^en den Spiritismus
, als auch gegen einige hochgeachtete Hamburger Lehrer
eingeleitet, die sich ernstlich mit dieser Bewegung wissenschaftlich
beschäftigen.
Das gerade ist das Charakteristische an dieser widerlichen
Schreiberei, dass der Verf. im Gefühl vollständigster
Ohnmacht der Sache gegenüber zu den erbärmlichsten, nur
auf die Gedankenlosigkeit des Bierbankphilisters berechneten
Mitteln greift. Uns ist in der ganzen antispivitistischen
Literatur bisher kein Produkt aufgestossen, welcl es so tief
unter dem Nullpunkt sittlichen Anstandes stände. Was
Herr Hedler damit gewollt, wird er selber am besten wissen.
Wahrscheinlich wollte er die Angegriffenen einzuschüchtern
suchen, indem er ihnen die kläffende Meute der Tagespresso
auf den Hals hetzte, was demselben in ihrer Berufsstellung
besonders verdriesslich sein musste; vielleicht wollte er sie
ihren Vorgesetzten gegenüber in Verlegenheit bringen und
sich selber daneben einen gewissen Nimbus als Gesellschaftsretter
erobern. Was er jedenfalls nicht gewollt haben kann,
wenn er bei Vernunft war, ist gerade das, was er als seine
Absicht angiebt, nämlich der Schale und der lernenden
Jugend einen Dienst zu erweisen. Wer auf diesem delikaten
Gebiete nichts weiter thut, als unwahre Insinuationen in die
Oeffentlichkeit zu schleudern, suebt an seinem Theil den
Lebensnerv7 des Vertrauens abzuschneiden, an welchem das
Gedeihen der Thätigkeit eines Jugendlehrers hängt. Ein
solcher Denunziant begeht eine unverantwortliche Frivolität
.
Doch werfen wir einen Blick auf das Werk selber. Herr
Hedler ist Kraftstoffler vom reinsten Wassel-, dem Geist und
Gedanke lediglich ein Seeret des Gehirns, für den ein Leben
nach dem Tode pure Chimäre ist, und der consequenter
Weise den Religionsunterricht am liebsten ganz aus der
Schule entfernt sehen möchte. Wenn die in dem Gebahren
des Dr. //. liegende Unwahrheit nicht zu traurig wäre, so
würde es wirklich einen komischen Eindruck machen, einen
solchen Mann über die Interna des Religionsunterrichtes
mitreden zu hören, versteht sich in einer Weise, die auf
den ersten Blick erkennen lässt, dass ihm die allerelemen-
tarsten Begriffe auf diesem Gebiete abgehen. Man vergleiche
instar omnium nur iene pathetische Schlusstirade auf S. 37:
„fort also auch mit dem Spiritismus aus dem Religionsunterricht
! Hier untergräbt er dem jungen Christen zum
mindesten den Glauben an die Moralität, an die
Reinheit, an die Vollendung des Jenseits." Was
Herr H. in seinem luciden Hirn sich wohl dabei gedacht
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