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218 Psychische Studien. VII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1880.^
Die „Iieilige Ordnung, auf der der 'Weltenbau gegründet
ist," wurde mit jedem Jahrhundert anders gestaltet.
"Warum soll das jetzt gerade aufhören, und unsere Erkennt-
niss sieh nicht mehr erweitern?
Wer wird sich „mit Widerwillen" von Thatsachen abwenden
! Ist das wissenschaftlich? „Wir würden uns eher
mit diesen Dingen „versöhnen", wenn sie" — eben anders
wären. Ja wohl! das ist auch so eine Lieblingeidee mancher
Leute, dass sie das Alles viel besser eingerichtet hätten
als der Schöpfer der Welt. Leider können uns solche
Talente nichts mehr helfen. Es ist nun einmal so, das er-
giebt die Beobachtung. Unsere Sache ist es, begreifen zu
lernen, wie das, was uns „toll und verrückt" scheint, dennoch
weise und nothwendig ist.
Auch hier begegnen wir wieder Seite 62 der ganz unbegreiflichen
Vorstellung, dass die Geister, also auch die
der verworfensten Menschen, mit einem Mal „vollkommene
Wesen" im Jenseits werden müssten.
Seite 68 meint der Verfasser, die Dreitheilung des
Menschen in Seele, Geist und Körper sei eine Erfindung
Siafford's. Ach nein! Ein Blick in die reiche Literatur
würde zeigen, dass schwerlich ein einziges Werk über den
Gegenstand existirt, in dem nicht übereinstimmend
diese Eintheilung, die übrigens schon die Neu-Platoriker
kannten, gelehrt wird.
Seite 66 erfahren wir, „dass die Mehrzahl der Mcbt-
spiritisten Alles als Lug und Trug betrachtet". Ja! so
geht's, wenn man nichts lernen will, und doch Alles wissen.
Soll das der Sache ihren Werth rauben?
„Der Erfolg wird nie garantirt" — freilich nicht, weil
wir noch nicht die Bedingungen kennen, unter denen er
gesichert ist. So gehts mit jeder neuen Erfahrung.
Hätte der Spiritismus „nichts weiter zu Tage gefördert"
als diese „eine Wahrheit", dass wir gleich nach unserem
Durchgang durch die Pfoite des Todes in ein neues Leben
eintreten, so hätte er der Menschheit den grössten
Dienst erwiesen. Diess als Antwort zu Seite 69. Diese
Thatsache wiegt mehr als alle Wissenschaft der Erde; denn
was bisher ein inhaltloser Glaube war, ist zu einer herrlichen
Gewissheit geworden. Blickt man mit vorgefassten
Meinungen, eingefleischten Vorstellungen das Bild an, welches
uns in den wesentlichen Punkten mit hinreichen-
derKlarheit und Uebereinstimmung an allen
Ecken und Enden der Erde von dem Jenseits entworfen
wird, so mag man manches „Erbauliche" darin vermissen;
das ist aber ganz individuell. Der Eine beklagt es, der
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