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220 Psychische Studien. VII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1880.)
die uns besuchen, tüchtige Gelehrte fänden, was begreiflicherweise
im Allgemeinen nicht der Fall ist, nun so könnten
auch andere Wissenschaften gewinnen. Wie sollten
aber Gelehrte sich zu uns herbemühen, so lange sie ihre
Herrn Collegen mit so lebhafter Abneigung gegen sie und
die Erkenntniss ihrer Welt erfüllt sehen?! Was uns die
Zukunft bringen wird, das, glaube ich, ist die kühnste
Phantasie heute noch nicht im Stande, sich herrlich genug
auszumalen.
Wenn Seite 75 eine Stelle aus Feehner angeführt wird,
in der die Erfahrungen aus dem Jenseits „unzutreffende,
das Diesseits irrende44 genannt werden, so sind das doch
nichts als schwächliche Schmerzensrufe darüber, dass wir
uns über Slacle u. s. w. so schrecklich den Kopf zerbrechen
müssen und das gar nicht gern thun! Wie weinerlich klingt
das in dem Munde eines Philosophen! Du lieber Himmel!
alle neuen Phänomene treten in einer Form auf, die man
„das Diesseits irrende" nennen könnte. Wer wird denn darüber
Thränen vergiessen! Die ersten Saugepumpen sogar
mit dem horror vacui erschienen in der Wissenschaft so
räthselhaft und das Diesseits irrend; heute verwirren
sie uns nicht mehr, so wenig als die Magdeburger
Halbkugeln eine kaiserliche Majestät in Aufregung versetzen
würden.
Wie wunderbar ist doch die Macht der Gewohnheit!
Während in England in vielen Familien selbst kleinen
Kindern der Gedanke, von den Geistern ihrer dahingeschiedenen
Geschwister umgeben zu sein, ganz geläufig geworden
ist, so dass sie in ungezwungenster Weise mit ihnen
verkehren und sich die Kenntniss von der Lebensweise
ihrer kleinen Geisterfreunde mit Leichtigkeit aneignen, findet
ein deutscher Professor nur „wirre Vorstellungen von
dem Jenseits, die der Klarheit und Festigkeit ermangeln,"
in den Mittheilungen unserer Geisterfreunde! Stimmt das
nicht vollständig mit dem überein, was Walter in meinen
„Stimmen" Seite 89 von den Kindern und den Gelehrten
im Jenseits sagt?
Das sind Launen, Yorurtheile, ähnlich der Zukunfts-
constiuction von Froschammer (Seite 76 bei Vogel). Wozu
das Jammern und Prophezeihen ? Es kann sich doch nur
darum handeln, zu erforschen: was ist an der Sache
wahr? Schmeckt dem Einzelnen diese Wahrheit, die Andere
für herrlich und erhaben halten, nicht, so mag er das
mit sich abmachen. Er hat einmal einen verdorbenen
Magen oder dergleichen. Was soll aber die Wissenschaft
damit anfangen?
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