Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
7. Jahrgang.1880
Seite: 230
(PDF, 156 MB)
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230 Psychische Studien. VII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1880.)

heit," handelt Herder über der Unsterblichkeitslehre verwandte
Themata, aus denen wir die Briefe: „Blicke in die
Zukunft der Menschheit" hervorheben, worin sich Herder
über die Palingenesie (das Wiederkommen der Seelen) verbreitet
. Ihnen folgen drei Gespräche über die Seelenwanderung
.*) Herder knüpft zunächst an die bekannten Aeusse-
rungen Lessing's in seiner „Erziehung des Menschengeschlechts
" und führt zum Beweise, dass sie nicht apodiktisch
, sondern gymnastisch gewesen seien, spätere Erklärungen
Lessing1 s an, die sich in die Worte zusammenfassen lassen:
„dass man die Menschen von der Begierde, ihr Schicksal
in jenem Leben zu wissen, ebenso abhalten sollte, als man
ihnen abräth, zu forschen, was ihr Schicksal in diesem Leben
sei." Diese Erinnerung Herders wäre nur dann von Gewicht
, wenn sich erweisen Hesse, dass Lessing die Seelen-
wanderung auch von Oben nach Unten und im Kreise gelehrt
hätte. Denn die von Unten nach Oben theilt ja Herder
mit Lessing. Aber der Erweis, dass Herder Lessing
mit Recht jene dreifache Form der Seelenwanderung zugeschrieben
habe, ist ganz und gar nicht erbracht Nachdem
Herder die Entstehung der Lehre von der Seelenwanderung
sammt der Lehre des öfteren Wiederkommens der Mensehen
in dieses Leben scharfsinnig zu erklären versucht hat,
wendet er sich mit triftigen Gründen gegen dieselben. Wir
heben aus diesen trefflichen Erörterungen nur einige Hauptgedanken
aus. ;,Soll diess (angebliche Gesetz, wonach die
Seelen auf und nieder flössen,) ein moralisches Gesetz sein,
so ist der Glaube der Seelenwanderung eher beunruhigend
als erklärend. Warum büsst dieser Unglückliche, ohne dass
er weiss, warum er büsse? Der leidenschaftlosen Seele der
AVeit ist an seiner Büssung, an Rache und Genugthuung
nicht gelegen. Und wie hart büsst er, moralisch betrachtet!
Er, der nicht mehr Mensch ist, soll für das büssen, was er
als Mensch that, in einem Zustande, der ihm alle Fähigkeit
abschneidet, moialisch, d. i. bessernd und versöhnend
zu handeln. Und wie leicht büsst er doch, ohne Moralität
betrachtet! Der ehemalige Tiger im Menschengeschlecht ist
jetzt ein wirklicher Tiger, ohne Pflicht und Gewissen, die
ihn einst doch zuweilen quälten. Jetzt schiesst er los und
zerfleischt mit Durst, Hunger und Appetit, aus innerem,
nun erst ganz gestilltem Triebe. Das wünschte, das wollte
ja der menschliche Tiger! Statt gestraft zu sein, ist er belohnt
; er ist, was er sein wollte und einst in der Menschen-

*) S. Werke Herder"s. Abtheilung: Zur Philosophie und Geschichte
, 8. Theil, 150—242.


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