Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
7. Jahrgang.1880
Seite: 231
(PDF, 156 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Prof. Hoffmann: Die Unsterbiichkeitslehre Joh. Gottfr. Herder's. 231

gestalt sehr unvollkommen war. Hinweg also mit der
Seelenwanderung als einer Büssungshypothese. . . . Erläuterte
sie etwa das Unglück der Elenden, der Gebrechlichen,
der Unterdrückten? Nichts weniger. Vielmehr erbittert sie
gegen das Schicksal, das also rächt und straft. Sünden
der Eltern an Kindern, Vergehungen eines vorigen Lebens,
die uns die Anwendung und den Genuss des gegenwärtigen
rauben! Dazu unbewusst rauben, ohne dass ein vernünftiger,
bessernder Zweck erreicht werde. Ueberhaupt ist der Begriff
einer rächenden Gottheit, die da rächt, ohne zu bessern,
ein Unbegriff, ein hässlicher und verächtlicher Gedanke."
Wo möglich noch stärker äussert sich Herder in folgenden
Worten (S. 163): ,,Eino Hypothese also, die uns das Leben
zum blinden Kinderspiel oder zur Fallbrücke macht, die
uns veranlasst, wider die Vorsehung entweder als unbillig
Verworfene schmerzhaft zu murren, oder sie wie verzogene
Lieblinge bübisch zu äflen und zu missbrauchen; eine
Hypothese, die uns zum Neide, zum Stolz, zu Trübsinn,
Trägheit und Misstrauen verführt, und uns den klaren Anblick
der Dinge, wie sie sind und werden, hinwegnimmt,
— eine solche Dichtung ist kein glücklicher Traum." Die
einzige Palingenesie, die Noth thut, *ist nach Herder die
Selbstpalingenesie (die geistig - moralische Wiedergeburt).
Palingenesirt Euch selbst, ruft Herder den Menschen zu,
so darf Euch das Schicksal nicht palingenesiren. Es muss
(soll) eine grosse Palingenesie der Gesinnungen unseres
Geschlechtes vorgehen, damit unser Reich der Macht und
Klugheit auch ein Reich der Vernunft, der Billigkeit und 4
Güte werde *) Trotz dieser scharfen Abweisungen der
fraglichen Hypothese im Allgemeinen will Herder doch die
Möglichkeit der Wiederkehr von Seelen nach besonderer
Bestimmung der Vorsehung nicht unbedingt und apodiktisch
verwerfen, wenn er sagt: „das innere Zeughaus der Naturkräfte
kennen wir nicht, wissen also auch nicht, woher die
Vorsehung die Geister nimmt, die sie zur Portleitung und
Entwicklung dieses allgemeinen Knotens menschlicher Dinge
bestimmt hat. Nimmt sie solche aus älteren Zeiten, so
sende sie uns keine Cäsar'$, AttilaV, Tigettine's, sondern
grosse und gute Menschen." Herder kann sich, diesem
Zuge vielleicht nur für einen Augenblick nachgebend, nicht
enthalten, hinzuzufügen: „Und auch Er komme uns bald
zurück, der die 'Erziehung des Menschengeschlechts' als
einen schönen Traum vortrug, Er, den wir sehr vermissen,
und an dessen Statt wir dem Hades hundert luftige Schatten

*) Vergl S. Werke Baader9s XII, 175,


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