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Kurze Notizen.
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in Saint Cloud die Kalesche des Kaisers umgeworfen und
Napoleon war gerade mit der Magengegend*) gegen einen
Eckstein gefallen, so dass die Erhaltung seines Lebens fast
wie ein Wunder erschien. — Als Metternich (welcher österreichischer
Gesandter in Paris war) am Morgen nach diesem
Unfall sich beim Kaiser nach dessen Befinden erkundigte,
antwortete Napoleon sehr ernst: — „Ich habe gestern meine
Erfahrungen über die Macht des menschlichen Willens bereichert
: — als der Eckstein gegen meinen Magen schlug,
fühlte ich, dass mein Leben entfliehen wollte; ich hatte
gerade noch Zeit, um mir mit festem Willen zu sagen, dass
ich aicht sterben wolle, — und ich lebe. — Jeder Andere
an meiner Stelle würde gestorben sein/' — („TJeber Land u.
Meer" Nr. 26, 1380, S. 515.)
d) In einem Artikel: „Der Ring in Sage, Geschichte
und Aberglauben. Culturgeschichtliches Skizzenblatt. Von
H. Scheube" (Europa Nr. j, 1880) wird unter Anderem berichtet
: — „In vielen Gregenden Deutschlands begegnen
wir dem Glauben, dass wenn der Trauring zerbricht oder
sonst zu Schaden kommt, bald eines der Ehegatten sterben
wird; desgleichen auch der Meinung, dass die Ehe unglücklich
ausfallen werde, wenn die Braut während der Trauung
den Ring fallen lässt. Als der erste König von Preussen,
der Kurfürst von Brandenburg Friedrich der Dritte, sich
mit der Prinzessin Sophie Charlotte von Hannover, der nachmaligen
philosophischen Königin' vermählte, zersprang ihm
während der ausgedehnten Hochzeitsfeierlichkeiten ein Ring,
den er zum Andenken an seine erste Gattin, Elisabeth Henriette
von Hessen-Cassel, zu tragen pflegte und der über
zwei verschlungenen Händen das Motto zeigte: ,ä jamais*
(auf immer). Sofort meinten die anwesenden Höflinge,
auch die neue Ehe werde nicht von langer Dauer sein, —
eine Annahme, die sich insofern bestätigte, als Sophie Charlotte
erst siebenunddreissigjährig i. J. 1705 während eines
Besuches in Hannover plötzlich vom Tode ereilt wurde.
Nicht minder war es für ein böses Zeichen anzusehen, als
sich die Königin Elisabeth von England den Krönungsring
, den sie seit ihrer Thronbesteigung nicht von der
Hand gebracht hatte, durchfeilen lassen musste, weil er ihr
ins Fleisch gewachsen war und Schmerzen bereitete. Am
betroffensten davon erwies sich die Königin selbst, die trotz
ihres scharfen Verstandes doch voller Aberglauben war."
*) Wir haben in diesem Unfall wohl die Ursache seines Magen
leidens zu erblicken, an dem der Kaiser in St. Helena gestorben ist. —
Per Referent*
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