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Prof. Rapp: Audiatur et altera pars.
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Leute besonders freundlich und liebenswürdig gegen mich
gewesen waren, wie ich auch gegen sie,] wurde ich zur
Seance geführt wie gewöhnlich. Bei meiner Ankunft fand
ich 12 oder 14 Männer versammelt, und bemerkte ihre
Iteserve und Kälte. Einer von ihnen, der als Sprecher
wirkte, sagte, ich wäre ein Betrüger, ich hätte sie getäuscht,
und dnss sj" von mir die Annahme von f>üü Mark verlangtem
und. wenn ich sie nicht nehmen und die Stadt sofort
verlassen wolle, so würden sie mich der Polizei übergeben.
Es ist unnütz zu sagen, wie ich von diesem Verfahren überrascht
war, und noch mehr von der Heuchelei, die gegen
mich bis zum letzten Augenblicke zur Schau getragen wurde.
Ich verlangte zu wissen, welche Beweise sie von meiner
Schuld hätten, und es wurde mir gesagt, dass sie in den
vorhergehenden Seancen den Schlüssel des Musikkastens
geschwärzt hätten, und dass beim Schlüsse derselben Schwärze
an meiner Hand war. Ich fragte sie, weshalb sie mich
nicht, wie ehrliche Männer gethan haben würden, sofort
blosstellten, damit auf der Stelle Erklärungen gegeben
werden konnten. Ich forderte, dass mir Gerechtigkeit geschehe
; denn, indem sie mir nur die einzige Bedingung
stellten, sofort die Stadt zu verlassen, hätte ich keine Gelegenheit
, mich zu rechtfertigen. Sie weigerten sich standhaft
, auf einen andern Ausweg zu hören, als den, dass ich
das Geld nehmen und die Stadt verL-ssen müsste, oder
wenn ich diess nicht thun würde, mich den Händen der
Polizei zu überliefern. Da ich mich allein in einem fremden
Lande wusste, dessen Sprache ich nicht verstand, und
Niemanu zur Seite hatte, der mir Gerechtigkeit hätte widerfahren
lassen, und noch zwei Damen begleiten und beschützen
musste, so konnte ich nichts weiter thun als abzureisen und
ihr schlecht ofierirtes Geld zurückzuweisen. Ich verliess
das Haus und kam nach Paris mit dem ersten Zuge. Ich
versuche nicht, die Schwärze an meiner Hand zu erklären.
Es ist möglich, dass sich der Schlüssel an ihr gerieben und
so ein Zeichen hinterlassen hat: aber ich glaube, eine leichtfertigere
Beschimpfung ward noch niemals einem Medium
zuvor angethan. Ich war ihr Gast und ein Fremder, und
auf eine blosse Annahme hin verurtheilten sie mich summarisch
, so dass ich nun an den Folgen ihrer Grausamkeit leide.
Ich danke Ihnen, geehrter Herr! für Ihre Sympathie
und hoffe, dass ich noch eines Tages im Stande sein werde,
bei Ihnen persönlich in Kottweil zu erscheinen. Ich danke
Gott für meinen Glauben an den Spiritualismus. Er lehrt
mich, mit Stärke die Verfolgung der Unwissenden und
Vorschnellen zu ertragen, wie es die Märtyrer der alten
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