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304 Psychische Studien. VII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1880.)
Andern Tags vor der Abendsitzung versammelten wir
uns, theilten uns gegenseitig unsere Erfahrungen und gewonnenen
Ansichten mit, und fühlten uns schliesslich Alle
überzeugt, dass wir in gröbster Weise düpirt wurden. Des
Glorienscheines beraubt, mit dem spiritistische Freunde ihn
umgaben, fand man es nun auffallend, dass der E. begleitende
Geist in dieser langen Reihe von Jahren immer nur die
nämlichen Manifestationen zu erzeugen vermöge und immer
derselbe Spuckgeist geblieben. Da bei nicht gewe/bmässigen
Medien stets ein Zustand der Starrheit, und nach dieser
eine grosse Erschöpfung konstatirt wird, so musste es überraschen
, dass man beide an E. nicht bemerkte. Die fingirte
Ergriffenheit war jedesmal sehr schnell vorbei, sonst wäre
es auch nicht möglich gewesen, täglich zwei Sitzungen zu
geben. Es war nur ein reines Schwindelgeschäft, um Geld,
viel Geld rasch zu verdienen; denn für jede Sitzung war
ein Honorar von 100 Mark bedungen, was doch über bescheidene
Ansprüche für Reisekosten und verlorene Zeit
weit hinausgeht. Wir waren mit grossen Hoffnungen gekommen
, wurden aber bitter enttäuscht.*)
Nach längerer Berathung wurde beschlossen, E. offen
unsere Meinung über sein Verhalten auszusprechen, die
Hälfte des bedungenen Honorars ihm auszuhändigen, die
andere Hälfte aber einem wohlthätigen Zweck zuzuwenden.
Als E. zu der anberaumten Abendsitzung erschien,
eröffnete ihm H.% der fertig englisch spricht, diesen Beschluss,
führenden Umstand aufmerksam gemacht habe, um seine Erklärung
oder erneute Prüfung zu erhalten. Wäre das Medium sicher festgehalten
worden, so war diese Schwärzung an Eglhtiaris Hand doch
offenbar kein Beweis gegen, sondern eher für seine Mediuinsehift!
Die Red.
*) Die Mediumschaft lh\ EgHuton's hat zahlreiche Wandlungen
und Vervollkommnungen aufzuweisen, wie die Berichte der spiritua-
listischen Blätter Englands genugsam beweisen. — Mr. Eglhiton hat
sich den Münchener Herren nicht gewaltsam aufgedrungen, sondern
er ist um den vorher mit ihnen vereinbarten Preis engagirt zu ihnen
gekommen. Wie kann man da von „Schwindelgeschäft, um Geld, viel
Geld rasch zu verdienen," mit Recht sprechen? Mr. Eglhtion hat von
den Münchener Herren gar kein Geld angenommen, weil sie nicht
überzeugt zu sein erklärten. Ob ein solches nachträgliches Feilschen
oder Makeln um einen vorher vereinbarten und hinterdrein nicht
einmal gezahlten Preis wohl nobel erscheint? Das Honorar war und
ist in den Händen der nicht überzeugt sciii wollenden Theilnehmer
geblieben. Wir wissen nicht, ob einer dieser Herren ein solches
Risiko, wie es Mr. Eglinlon bei ihnen zu wagen hatte, für pro Seance
bloss 100 versprochene Mark unternehmen würde? Wahrlich,
Keiner von ihnen hat bis jetzt ein gegründetes Recht, sich über den
zu grossen Verdienst Mr. Eglinton's bei ihnen zu beklagen. —
Die Red.
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