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306 Psychische Studien. VII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1880.)
II.
Begleitschreiben zum vorhergehenden Protokolle.
Noch Bezug nehmend auf die in der Presse kursiren-
den falschen Nachrichten, finde ich es im Einverständnisse
mit den übrigen Herren für empfehlenswerln, nachträglich
zu erklären, dass Herrn Eglinton nicht mit der Polizei gedroht
wurde, sondern man bedeutete ihm nur, dass unter
den obwaltenden Umständen es wohl in seiiem Interesse
liegen würde, München in Bälde zu verlassen.
Es musste daher auffallen, dass er alle übrigen, nach
anderen Ständten Deutschlands eingegangenen Engagements
unerfüllt liess, und direkt nach Paris sich begab.*)
Wir glauben demnach, dass wir kein anderes Vorgehen
hätten einschlagen können , durch welches dem Spiritismus
hätte weniger geschadet werden können. Ein gänzliches
Geheimhalten der Vorgänge war ganz unmöglich, da jeder
der Theilnehmer doch ausserhalb unseres Kreises Freunde
hatte, die mit grossem Interesse die Resultate der Sitzungen
verfolgten, und welche man ebensowenig plötzlich mit einer
falschen Vorspiegelung abfertigen, als zum gänzlichen
Schweigen bewegen konnte.
Nichtsdestoweniger sind wir der Sache des Spiritismus
mit gleichem Eifer wie bisher ergeben, und werden jedes
Medium, somit auch Herrn Stade mit Vergnügen empfangen;
aber wir werden nicht unterlassen, das, was uns geboten
wird, möglichst eingehend zu prüfen, und glauben dadurch
der guten Sache jedenfalls mehr zu nützen, als wenn wir
uns begnügen, das Vorgeführte nur anzustaunen.
*) Die Briefe des Herrn Sellmaier an alle Personen, mit denen
Mr. Eglmton Engagements eingeleitet hatte, musston Letzterem, abgesehen
von seiner Verstörung und seinem Unwohlsein, jeden weiteren
ähnlichen Versuch nach den in München gemach* en Erfahrungen für
die nächste Zeit gründlich verleiden. Ein so direct als Schwindler
und Betrüger privatim wie öffentlich veüeumdetes Medium hat doch
wohl noch das Recht, sich zuerst über den gegebenen Fall zu sammeln
und zu rechtfertigen, ehe es sich zu ^ eiteren Experimenten ihm ganz
unbekannter angeblicher Erforscher und Kenner des Mediumismus persönlich
berbeiläs4. Die unmittelbar nach dem Münchener Eklat in
Paris an Mr. EglinUm gestellten Anforderungen verrathen zum mindesten
keine besondere Rücksicht gegen die Person und die Gefühle
des Mediums. Wie hätte wohl der in Paris erbrachte Beweis der Echtheit
der Mediumschaft Mr. Eglintorts. welche ohnehin schon von anderwärts
her fest steht, in München noch Gutes bewirken können? Alle
übrigen wahren Kenner der mediumistischen Erscheinungen sind über
den Münchener Fall schon von selbst hinlänglich orientirt.
Die Red.
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