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324 Psychische Studien. VII. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1880.)
hang der ganzen Schöpfung vor sich zu haben scheint, noch
etwas in den "Weg legt. — Biese Annahme der Seelenwanderung
von Unten nach Oben, vom niedrigsten Thier
zur Pflanze, zum Thier, zum Menschen ruht auf monado-
logischer Grundlage, und es ist nur auffallend, dass die
Creationstheorie nicht einmal in Untersuchung gezogen, geschweige
widerlegt wird, was denn doch zur Befestigung der
monadologischen Schöpfungslehre erforderlich gewesen wäre.
Hätte er sie, als von den meisten Theologen und auch von
ausgezeichneten Philosophen angenommen und vertheidigt,
gar nicht gekannt, was rein unmöglich ist, so hätte ihn
doch die Untersuchung über die Schöpfung überhaupt, allseitig
geführt, auf die Creationstheorie als eine mögliche
Hypothese führen müssen, deren Prüfung er nicht aus dem
Wege geben durfte. In der letzten Zeit wurde die Crea-
tionshypothese, z. B. von Bruch, Kaulich, Lerch (kritisch) vertheidigt
, von Bruch (L. v. d. Präexistenz der menschlichen
Seelen) im ausdrücklichen Gegensatz zu Origenes. Die weitverbreiteten
Thierfabeln scheinen ihm schon der Seelen-
wanderungsJehre von Unten nach üben nahe zu treten,
eine Art Vorahnung zu sein, wo sie nicht schon aus ihr
hervorgingen. Theages meint, man könne schon in der Bildung
(Gestaltung), den Mienen, den Geberden, den Handlungen
der Menschen einen gewissen Thiercharakter erkennen
, hier den des Wolfes, dort den des Fuchses, der
Katze, des Tigers etc., doch so dass das Thierische zurücktrete
, das Menschliche überkleideud vorwiege. Diess drückt
Theages damit aus, dass er sagt, wir sollen Menschen, nicht
Thiere sein.
„Die Zunge an der Wage soll uns leiten, nicht ein
blindes Gewicht von Charakter und Thierinstinkten, das
auf die Wagschale gelegt ist. Das thierische Menselienge-
sicht ist menschlich und aufgeklärt. Die Züge sind auseinandergesetzt
, besonders die am meisten charakteristischen
Züge. Stirn, Nase, Augen und Wange sind beim Menschen
gegen die Thiere unendlich erhoben, veredelt und verschönt.
Theages stimmt dem Charikles bei, wenn dieser sagt: „Also
wäre die Thierbildung nur eine Grundlage des menschlichen
Charakters, der vom Lichte der Vernunft erhellt und von
der sittlichen Empfindung des Menschenherzens geordnet,
verschönt und erhoben werden soll."
Der Grund unserer sinnlichen Kräfte und Charakterzüge
, unsere etwaigen Reste von bloss sinnlichen Geschicklichkeiten
, Neigungen und Trieben, wären thierisch, die
nachher von unserer Vernunft nur überglänzt, nur geregelt
werden müssten. — Theages erinnert an die schon früher
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