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Völkel: Eine spiritualistische Sitzung in Dresden.
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welcher an der äussersten Linken sass, nachdem er ein
Bhimensträusschen, das Herr Töpfer aus Tharand für die
kleine Ablla, welche Blumen sehr liebt, mitgebracht, hineingereicht
hatte, von einer kleinen Kinderhand {Äbilds)
längere Zeit festgehalten. Einmal hob sich der Vorhang
unten, und es erschien, mir ganz deutlich wahrnehmbar, ein
kleiner nackter Kinderfuss, (der schon erwähnte, mit anwesende
Knabe stand in diesem Augenblicke, wie ich mich
sogleich überzeugte, mitten unter uns, und zwar zwischen
Herrn Besser und der anderen Dame), dessen Zehen deutlich
von mir unterschieden wurden und den ich bis an die Knöchel
wahrnahm. Diess Füsschen sah ich zweimal. Allerhand
Geräusche liessen sich hören, Gegenstände wurden hin und
hergeworfen, die vorher auf einem Tische niedergelegten
Schlüssel wurden verbunden herausgeworfen, ebenso eine
Schelle, von der Niemand wusste, wie sie hineingekommen
war. Klopftöne liessen sich hören, und als sie artikulirt
auftraten, fragte Herr Töpfer, ob die Geister etwas sagen
wollten? Bejahung. Man buchstabirte: Snu..., und sofort
errieth Herr Töpfer das Kommende; er hatte „geschnupft",
was die kleine Abila mit Tadel vermerkte, worauf er sich
entschuldigte. Dann ward Papier verlangt und dasselbe
nebst gewöhnlichem Bleistift am Fusse der Gardine vor
derselben hingelegt. Beide Gegenstände wurden von unsichtbarer
Hand hineingezogen, dann der Vorhang etwas gehoben,
und wir sahen theils vor dem Vorhang, theils unter demselben
-schreiben, wobei mir die schreibende Hand, von ähnlicher
Farbe und Beschaffenheit, wie die an der Thürklinke
vorhin bemerkte, mehrfach sichtbar ward. Auf dem herausgeworfenen
Papiere stand zu lesen: — „Je ne suis pas contend
avec notre Metie (? Medium, etwas undeutlich geschrieben)
eile est ete triste aujourd'hui". — Zwischenhindurch: „Marie".
Dann auf andrer Seite: „Zu wenig Kraft," mit riesigen
Buchstaben. Auf einem anderen, mir abhanden gekommenen
Bogen stand dann, glaube ich, etwa: „Ihr habt noch zu
wenig gesessen." Hierbei passirten mancherlei komische
Zwischenfälle: der Bleistift schien zu fehlen, mehrere von
uns suchten an der Diele umher, und plötzlich ward er von
oben herabgeworfen.
Jetzt begann aber der für mich interessanteste, weil
mich vollkommen überzeugende Vorgang. Wir traten
mehrere zugleich ganz nahe an die Gardine heran, und
unsere Hände wurden von hinter der Gardine befindlichen
Händen durch das Zeug hindurch dergestalt erfasst,
dass ich ganz deutlich Daumen und Finger der verborgenen
Hände und deren festen und doch elastischen Druck
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