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342 Psychische Studien. VII. Jahrg. 8. Heft. (August 1880.)
fühlte. Da diess an verschiedenen Stellen des Vorhanges,
oben, unten, zu beiden Seiten und — das eine Mal Dreien
von uns gleichzeitig passirte, so war es undenkbar, dass
das Medium selbst etwa diess bewirke, oder man müsste
ihr denn die Grabe zutrauen, ihre Hände zu vervielfältigen
und zwar in Männer-, Kinder- und Frauenhände zugleich.
Am überzeugendsten für mich war Folgendes: Das eine
Mal ward meine Hand von zweiHänden zugleich festgehalten
, mit der einen dieser unsichtbaren Hände deutlich
zwischen Daumen und Handfingern fest elastisch eiageklemmt
und von unten mit einer andern Hand vertraulich gedrückt,
während inzwischen gleichzeitig das eine Mal die Dame sich
etwa 21/2 Elle von mir in den Vorhang hineinlehnte, den
Kopf tief hineindrückte und an beiden Seiten desselben
durch die Gardine hindurch, wobei die Formen von Händen
sich auf derselben umrisslich darstellten, gestrichen, d. h.
magnetisirt wurde, — was, wie sie sagte, von dem Geiste
eines verstorbenen Berliner Arztes (ich glaube Dr. Achilles)
ausgeführt würde und ihr, gegen Kopfreissen und Zahnschmerz
, sehr wohlthue; — das andere Mal gleichzeitig
andere Freunde zugleich denselben Händedruck empfanden.
(Hierin scheint mir auch ein schlagendes Argument gegen
die Hypothese des Gymnasialdirektor Janisch zu liegen; denn
wenn auch zugestanden werden muss, dass die Menschenseele
in hochmagischen Zuständen sich gestaltlich ausser
sich selbst manifestiren kann, so weisen doch, meines Wissens,
die sämmtlichen magischen Annalen nicht einen einzigen
Fall nach, wo eine Seele sich gleichzeitig in vier oder sechs
Händen materialisirt hätte!)
Die Herren Mutze und Gühlitz*) hatten hierauf je einen
*) Bemerkungen, Ergänzungen, Bestätigungen und Berichtigungen
meines Freundes, Herrn 0. Göhhtz, als Mit-
theilnehmers an der Sitzung.
Das von Anfang bis Ende über den Verlauf der Sitzung Gesagte habe
ich mit der Modification zu bestätigen, dass nur Herr Mutze —vgl.
Seite 343, Zeile 1 ff♦ — einen auf eine Unterlage von Papier angesiegelten
, in sich selbst verlaufenden Bindfaden unter den Vorhang gelegt
hat, hinter welchem das Medium sich schlafend befand.
Dass dagegen ich erst später und nachdem ich von der eigen-
thümlichen Verschlingung dieses Fadens mit einer halben Haarnadel
durch den Augenschein überzeugt worden war, daran gedacht habe,
einen ebenfalls in der beschriebenen Weise pväparirten Faden mitgebracht
zu haben, und dass ich denselben erst dann, nachdem wir
wieder an dem Tische Platz genommen hatten, unbemerkt unter dessen
Füsse gelegt habe.
Nach Aufhebung der Sitzung fand ich jedoch, dass der fragliche
Faden unverändert geblieben war, was ich den Anwesenden mittheilte.
Eine von Herrn Töpfer gestellte Frage, ob es möglich sei, noch
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