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IL Abtheilung.
Theoretisches und Kritisches.
Karl Christian Friedrich Krause's Unsterblichkeitslehre.
Von
Professor Dr. Franz Hoflfmann.
Krause (1781—1832) huldigte zuerst (seit 1801) nach
der richtigen Nachweisung Hohlfeld''s*) dem harmonischen
Idealismus, d. h. dem idealen Pantheismus in dem Sinne,
dass ihm das Universum als unbedingte Vernunft erscheint,
die sich in einer im strengsten Sinne unendlichen Zahl
einzelner unvergänglicher Geister und Naturgestaltungen
verwirklicht. Im Jahre 1803 überschritt er im Entwurf
eines Systems der Philosophie (1. Abth.) diesen Standpunkt
in der von ihm Wesenschauung genannten Erkenntniss
Gottes als des überweltlichen Urwesens,**) im Unterschiede
des von ihm ewig begründeten Universums als Inbegriff
einer Unendlichkeit unvergänglicher Geister und Naturgestaltungen
. Dieser neue Standpunkt trat noch bestimmter
und entwickelter hervor in seinem ,,System der Sittenlehre"
(1. Band) vom Jahre 1810. In drei Büchern handelt diese
Schrift: 1. Vom Urwesen und vom Universum, 2. von Gott
und der göttlichen Bestimmung aller Dinge, 3. von den
höchsten Sphären in Gott und von ihrem "Wechselleben
unter sich und mit Gott. Hohlfelcl will jetzt die Lehre
Krause's als Gottlehre oder Theismus, nicht mehr als Pantheismus
, Allgottlehre, wohl aber als Panentheismus, Allin
-Gott-Lehre anerkannt wissen.***) Da aber Hohlfeld gleich
beifügt: „Die Lebendigkeit Gottes wird bereits ausdrücklich
anerkannt, aber noch nicht die Persönlichkeit oder Selbstinnigkeit
Gottes," so konnte er Krause's damaliger* Standpunkt
nicht einmal mit Recht Persönlichkeits-Pantheismus,
geschweige Theismus nennen. Vielmehr klingt die absolute
Indifferenz Schelling's (auch absolute Identität des Idealen
und Realen genannt) durch, wenn nach damaliger Erklärung
Krause's, Gott weder bewusst noch unbewusst
*) Die Krause'sche Philosophie in ihrem geschichtlichen Zusammenhang
and in ihrer Bedeutung für das Geistesleben der Gegenwart,
von Hohlfeld, 8. 5.
**) Ebendaselbst 8. 22, 35—36.
***) Ebendaselbst S. 40.
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