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Prof. Hoffmann: Karl Chr. Friedr. Krause's Unsterblichkeitslehre. 365
über das ganze unendliclie Universum und verzweigt sich
in die Gesammtheit seiner Ideen. Darum durfte eine Ueber-
sicht seiner Betrachtungen nicht fehlen, die einladen mag,
von dem gesammten Detail der Ausführungen Kenntniss
zu nehmen. Vom „Urbild der Menschheit-4 ist übrigens nur
das erste Buch erschienen: „Vom Wesen und von der Bestimmung
der Menschheit." Der ursprüngliche Plan des
Werkes wurde — wohl wegen zu grosser Hemmungen —
nicht ausgeführt.*)
Später, namentlich in den beiden Werken: „Vorlesungen
über das System der Philosophie" (1828. 2. Aufl. 1860)
und: „Vorlesungen über die Grundwahrheiten der Wissenschaft
" pp. (1829), dann in zweiter Auflage (zur Hälfte)
unter dem Titel: „Erneute Vernunftkritik" (1868) erschienen,
beginnt Krause nicht mehr mit Gott als der ersten Wahrheit
, aller Wahrheit Anfang, sondern mit dem Selbst-
bewusstsein als der ersten unmittelbaren Erkenntniss,
der subjektiven Bedingung aller Erkenntniss, auch der
Gottes, von welcher er aufsteigt zu dem Gedanken, dem
Schauen, der Erkenntniss des unendlichen, unbedingten
Wesens als Erkenntniss und Anerkenntniss des absoluten
Princips. Krause unterscheidet nun einen analystischen,
regressiven Lehrgang und einen synthetischen, progressiven
und lässt den ersten dem zweiten vorausgehen.**)
Seine Gotteslehre schreitet nun dazu fort, was er früher
als das Innesein Gottes in sich genannt hatte, ausdrücklich
als Persönlichkeit Gottes auszusprechen. In dem Abriss
des Systems der Philosophie des Rechtes oder des Naturrechts
(1828) sagt Krause (S. 31): „Wird die Vernünftigkeit
in „Selbstinnesein" und „Selbstinnigkeit" gesetzt, und
zugleich darein, sich als Grundes inne zu sein, so kann Gott
die unbedingte unendliche Vernunft, die absolute Vernunft
oder: die Vernunft... oder auch das unendliche unbedingte
Vernunftwesen genannt werden. Und wenn Persönlichkeit
überhaupt: Das Sich für Sich selbst Sein bezeichnet,
so ist unendliche unbedingte Persönlichkeit eine
Grundwesenheit Gottes; — Gott durfte dann die unendliche
unbedingte Person oder auch die unendliche unbedingte
Vernunftperson genannt werden."***) Das wesentlich Gleiche
lehrt Krause in seinen „Vorlesungen über das System der
Philosophie", welche 1825 für seine Zuhörer im Druck er-
*) Hohlfeld, S. 42.
**) Vorlesungen über das System der Philosophie, S. 17—23,
43—62 ff. Vorlesungen über die Grundwahrheiten der Wissenschaft,
S. 18 ff., 70-87 ff, 145, 156 ff, 164, 173.
Vergl.: Krause'Ache Ph'loöOphie von üohlfeld, S. 97- 98.
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