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366 Psychische Studien. YII. Jahrg. 8. Heft. (August 1880.)
schienen, aber erst 1828 öffentlich bekannt gemacht wurden.*)
— In diesem Werke (1. Band, 2. Auflage, S. 318) sagt
Krause: — „So wie der endliche Geist sich sein selbst inne
ist als ganzes Wesen, dann im Bewusstsein, im Gefühl und
im Willen, in endlicher bedingter Persönlichkeit, so erkennt
er in der Wesenschauung, dass Gott Wesen, — Gott Sein
Selbst inne ist als ganzes selbes Wesen, in unendlichem
Selbstbewusstsein, Gefühl und Willen, in unendlicher
unbedingter Persönlichkeit."**) Zur Erläuterung
dieser Bestimmung ist hinzuzunehmen, was Krause bei Gelegenheit
seiner Behauptung, dass das endliche Vernunftwesen
ein endliches Gleichnissbild oder Ebenbild Gottes
sei, zur Beseitigung eines Missverständnisses bemerkt: — „Aber
mit dieser Behauptung wird keineswegs gemeint, dass ein
endliches Ich, oder alle endliche Vernunftwesen, Gott gleich
seien, vielmehr im Gegentheil wird damit gesagt, dass wir
und alle endliehe Vernunftwesen in Gott endlich, untergeordnet
, begründet und verursacht seien, und insofern Gott
Urwesen ist, ausser Gott seien. Es ist also auch keineswegs
hiemit behauptet, dass die endlichen Vernunftwesen
Theile Gottes seien in dem gewöhnlichen Sinne dieses
Wortes: Theil, wonach man es nur auf ein Vereinganzes
bezieht; indem schon erklärt worden ist, dass und warum
Gott gar nicht gedacht werden kann als aus Theilen bestehend
." — Krause fährt nach einigen Zeilen fort: — „Hieraus
wird nun zu erkennen sein, inwiefern diese Lehre Pantheismus
, Ailgottlehre sei. Der Pantheismus lehrt: „„Alles
und Jedes ist Gott, und Gott ist nur der Inbegriff oder
das Vereinganze, gleichsam der Aggregat oder das Produkt
von allen Wesen der Welt."" — Hievon aber zeigt sich in
der Wesenschauung nur das Widerspiel; denn darin wird
gefunden: Nichts ist Gott, als allein Gott; alles Endliche
aber ist zwar in Gott, aber von Gott wesentlich verschieden,
und so, dass Gott nicht besteht aus dem Endlichen, welches
Gott in sich ist. Es wird hier auch nicht gelehrt,
dass Eins und Alles einerlei sei; dass Eins das All und
All das Eins, nach der Weise der Eleatischen Behauptung:
tv xai Jtäv, insofern man diese Behauptung so auslegt,
dass damit gelehrt werde, das Eins und das All seien ganz das
Gleiche, seien gleich umfangige (reeiproke) Gedanken; —
obwohl ich hiemit nicht behaupten will, dass jene Philosophen
nicht vielmehr gemeint haben, dass das Eine unter
*) Eine Zweite Auflage des 1. Bandes dieses Werkes erschien
im Jahre 1869 bei Tempsky in Prag.
**) Vorlesungen über das System der Philosophie von Krause
(zweite verb. Auflage, Prag, Tempsky, 1869) S. 318.
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