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v. Langsdorf^ Entgegnung auf Dr. Janisch's Geistermaterialisation. 371
„Nimmt bei einer ächten, gut entwickelten Materialisationserscheinung
der Geist die Aehnlichkeit des Mediums
an, durch welches die Materialisation zu Stande kommt?
Und wenn so, warum?"
Antwort (abgekürzt, aber genau den Sinn wiedergebend
): „Es gibt viele Varietäten von Materialisationen,
die alle ächt sind. Diese können so vollkommen sein,
wie ein Gemälde oder eine Statue, repräsentiren aber
den Geist etwa so, wie wenn ein im Zeichnen beginnendes
Kind seinen Vater oder seine Mutter darstellt. Niemand
als das Kind selbst wird in seiner Zeichnung die Eltern
wieder erkennen, und so wird auch eine selbst ächte
Materialisation 1, 2, 3, ja hundertmal die Aehnlichkeit des
Mediums annehmen, bis einigermaassen die Kraft erlangt
ist, um die am Medium haftende natürliche Attraktion
der Atome zu lösen. Dieser natürlichen Attraktion ist es
zuzuschreiben, dass die Physiognomie des Geistes dem Medium
ähnelt. Wir kennen Individuen, die in ihrem Oirkel
mehr wie hundert Mal das Aussehen ihres Instrumentes
(Mediums) in Form und Gesichtsausdruck hatten, obgleich
die Anwesenden vollauf überzeugt waren, dass das Medium
physisch nichts für die Formation bewerkstelligt hatte.
Durch öftere Wiederholung glich die Erscheinung immer
weniger dem Medium und nahm schliesslich die bestimmte
ausgeprägte Porträtirung des Geistes an. Es ist diess eine
Illustration, die in einem jeden Materialisationszirkel vorkommen
kann. Wenn eine hinreichende magnetische
Kraft vorhanden ist, können mehrere Materialisationsformen
erscheinen, die von einander gänzlich verschieden
aussehen; aber die Zuschauer müssen hiebei sehr vorsichtig
sein und nicht gleich den Schluss ziehen, dass, weil
die Form diesem oder jenem menschlichen Wesen gleicht,
sie unächt sei. Es ist das ebenso wenig Betrug zu nennen,
als wenn ein Maler ein Portrait liefert, das für Jemand
anders angesehen wird."--
Diese Erklärung dürfte ziemlich alle Einwendungen
dieses Kapitels, und namentlich auch die aus Perttfs Werk
angeführten Oitate, etwas anders beurtheilen lassen. Mir
scheint obige Erklärung, ganz abgesehen von der höheren
Quelle, eine sehr vernünftige und natürliche zu sein, weil
sie überhaupt mit den Naturgesetzen, die wir in der Physik
und Chemie durch Anreihung von Molekülen und Atomen
kennen, in Uebereinstimmung gebracht werden kann. Auch
spricht die von Herrn Dr. Janisch angeführte Entwickelung
der Florence Cook dafür, dass Katie (der kontrollirende
Geist) mit ihrem Medium erst einen bestimmten Unterricht
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