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404 Psychische Studien. VII. Jahrg. 9. Heft. (September 1880.)
Lassen Sie mich Ihnen, geehrter Herr Professor, noch
einige Beweise beibringen, dass die 4. Dimension wirklich
überflüssig ist, um für spiritualistische Phänomene eine
genügende Erklärung zu finden. Zwischen einem lebenden
Menschen und einer Leiche besteht doch, was den Körper
anbelangt, kein Unterschied; Knochen, Muskeln, Adern,
ISlerven, flaut and Haare sind bei beiden in gleicher Quantität
vorhanden; ich glaube, dass kein merklicher Gewichtsunterschied
zwischen dem lebenden Menschen und seinem
Leichnam stattfindet; der einzige Unterschied besteht eben
darin, dass der erstere beseelt, der letztere hingegen — nun
kurz und gut — todt ist. Das, was also den lebenden
Menschen verlassen hat, der Geist oder die Seele, ist etwas
für unsere Sinne absolut Unwahrnehmbares; kann sich also
getrost im dreidimensionalen Raum neben uns aufhalten,
ohne von einem Menschen bemerkt zu werden. Wozu
denn noch die 4. Dimension? —
Im diesjährigen Maiheft der „Psychischen Studien" lese
ich in „Professor Zöllners letzte Experimente mit Stade bei
dessen letztem Besuche in Leipzig" über eine von Ihnen,
Herr Professor, beobachtete Lichterscheinung und hebe
folgenden Satz heraus: „— dieser Widerspruch löst sich
auf, sobald man die Realität eines vierdimensionalen Raumgebietes
voraussetzt und annimmt, dass es jenen unsichtbaren
, intelligenten Wesen, welche uns soviel von ihren
Fähigkeiten gezeigt haben, auch unter geeigneten Bedingungen
möglich sei, Lichtstrahlen, welche sich in Richtung
der 4. Dimension ausbreiten, derartig abzulenken, dass sie
in unser dreidimensionales Raumgebiet fallen. Wir sind ja
mit Hülfe der Reflexion und Brechung des Lichtes gleichfalls
im Stande, Lichtstrahlen derartig abzulenken, dass wir
den Ausgangspunkt derselben an einen anderen als den
wirklichen Ort versetzen." — Aus obigem, geehrter Herr
Professor, scheint mir hervorzugehen, dass Sie sich Ihre
4. Dimension lichterfüllt vorstellen, von welchem Lichte
gelegentlich ein Strahl ab- und zu uns hinein gelenkt wird.
Ist nun in der That der Raum der 4. Dimension licht und
hell, so sehe ich gar nicht ein, warum wir nicht, und kapselten
wir uns selbst in einen kleinen Behälter völlig ein,
unausgesetzt dieses Licht auch ohne jegliche Ablenkung
wahrnehmen sollten?
Sie, Herr Professor, führen oft das Leben im zweidimensionalen
Raum, uns Dreidimensionalen gegenüber, als
Analogie für die letzteren, den Vierdimensionalen gegenüber
, an; und hier sehen wir doch klar und deutlich, dass
die „Wesen der Fläche", wo sie sich auch im Raum auf-
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