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Schulz: Offener Brief an Herrn Professor Zöllner. 405
halten mögen, das Licht der Dreidimensionalen, als da ist
Sonne, Mond und Sterne, aus erster Hand gemessen, grade
wie wir, wenn sie auch die Lichtquellen selbst nicht sehen
können; Ablenkung der Lichtstrahlen unsererseits ist aber
durchaus überflüssig. Dasselbe, was für uns gilt, gilt
natürlich auch für die vierdimensionale Welt, und halte ich
Lichtstrahlen, welche sich nur in Richtung der 4. Dimension
ausbreiten sollen, für etwas nicht Existirendes; item Ihre
Licht er scheinung, als Beweisführung dienend, für hinfällig;
item die 4. Dimension als bis jetzt immer noch ungenügend
bewiesen, für mindestens zweifelhaft.
Was nun im Uebrigen die Geistermanifestationen anbelangt
, so sind dieselben so mannigfaltig, dass, nehmen wir
selbst eine 4. Dimension als bestehend an, diese doch noch
lange nicht genügend erscheint, um alle Phänomene zu
erklären. Meiner Ansicht nach sind die von Kardek in
seiner Schrift „Buch der Medien" angegebenen Erklärungen
weit natürlicher. — Hierbei bemerke ich jedoch, dass ich
kein Anhänger der £ardec'schen Reincarnationslehre bin. —
Betrachten wir z. B. das einfache „Tischrücken". Kardec
sagt hiervon, dass ein Geist unter Zuhülfenahme der medialen
Kraft und des universellen Aethers dem Tische eine Art
künstlichen Lebens einfiösst und ihn dadurch in Stand setzt,
seinem Willen zu gehorchen. Wie dieser Act vor sich
geht, können wir uns allerdings nicht erklären, wohl aber,
dass etwas Derartiges vor sich gehen mag; sind doch auch
wir im Stande, ein künstliches, momentanes Leben durch
unsern Galvanismus zu erzeugen. Nun ist doch diese Bewegung
emes Gegenstandes innerhalb unserer dreidimensionalen
Welt ohne eine sichtbare oder uns bekannte Kraft
schon grossartig genug, als dass wir zweifeln dürften, dieselbe
Kraft wäre nicht auch im Stande, noch andere Erscheinungen
, als Verschwindenlassen und Wieder herbeibringen
eines Tisches oder Durchdringung von Materie durch
Materie, herbeizuführen.
Was sagen Sie ferner, geehrter Herr Professor, zu der
„Materialisation" von Geistern? Hierbei kann doch eine
4. Dimension durchaus nicht im Spiel sein. Ja, wenn die Gestalten
plötzlich fix und fertig neben uns stünden, aber nicht,
wenn, wie es genug beobachtet wurde, dieselben allmählig erscheinen
und später allmählig verschwinden und sich auflösen.
— Ebenso das „Schreiben zwischen der verschlossenen Doppeltafel
" bedarf zu seiner Erklärung durchaus nicht einer 4.
Dimension. Wir haben vielmehr einfach die modificirte
Erscheinung des Tischrückens vor uns. Da es Geister
sind, welche mit uns verkehren, also Wesen, die weder
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