http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1880/0431
Prof. Iloffmann: Karl Chr. Fried. Krause's Unsterbliehkeitslehre. 423
würde weit über den hier gestalteten Baum hinausgehen.
Wir ziehen daher vor, besonders Prägnantes zur Erläuterung
und Ergänzung des Vorgetragenen mizutheilen.
Nachdem Krause die Grunderkenütniss: Gott als selbst-
bewusstes, zugleich wcltbegründendes and Alles in sich seiendes
Grundwesen, die Idee der Welt und die Idee des
Lebens dargelegt hat, lässt er sich also vernehmen: „Die
Wesen selbst, die in der Zeit sich ändern, sind vor und
über ihrem Werden in der Zeit; sie selbst entstehen und
vergehen nicht, sondern nur die Bestimmtheit ihrer unendlich
-endlichen Zustände entsteht und vergeht. Nicht die
Wesen selbst sind zeitlich; nur diese sich stetig ändernde
Bestimmtheit ist zeitlich. Ja, da das Aendern und dessen
Form, die Zeit, selbst als eine ewige Wesenheit hier abgeleitet
worden ist, so folgt, dass auch das Aendern selbst
unänderlich ist, e\üg und bleibend in der Einen unendlichen
Zeit. Es folgt also, dass auch die Zeit selbst an
sich unendlich und ewig ist, als die unendliche und ewige
Form des unendlichen und ewigen Werdens aller endlichen
Wesen, worin diese ihren unendlichen ewigen Begriff entfalten
. Ferner folgt aus der Einheit der göttlichen Wesenheit
und aus der Einheit des Gliedbaues aller Wesen, dass
der stetig fortschreitende Verflusspunkt, der wirkliche Moment
, in der Einen Zeit für Gott und für alle Wesen derselbe
ist, oder dass alle Wesen, sofern sie sich ändern, in
derselben Zeit stehend, in demselben Einen stetig fliessenden
Punkte sich ändern. Und sehen wir auf den Gehalt
alles dessen, was m der Zeit wird, so ist dieser Inhalt
alles Werdens, d. i. des Einen Geschehens in dieser Einen
unendlichen Zeit, allein die Wesenheit Gottes selbst und
aller endlichen Wesen, insofern die göttliche Wesenheit
vollendete Endlichkeit ist, sich im vollendet Endlichen
offenbart. Und da die göttliche Wesenheit ganz Eine und
dieselbe, ganz Wesengleichheit ist, so folgt, dass dieses
auch in jedem unendlich bestimmten Zustande, in jeder
Stelle des Einen Verflusspunktes wirklich ist in Gott und
im Gliedbau aller Wesen; dass ein jeder dieser unendlichbestimmten
Zustände aller Wesen in Gott eine eigenthüm-
liche, vollwesentliche Darstellung ist der ganzen Wesenheit
Gottes in Gott, dass also jeder Moment des Einen unendlichen
Werdens einmal nur und einzig ist, an sich selbst
von unbedingtem Gehalt und Werth; nicht etwa, dass der
Zustand in irgend einem Momente seine Wesenheit nur
erhielte durch etwas Zukünftiges, wofür derselbe, als Mittel,
bestimmt wäre: sondern, sowie die Wesenheit Gottes an
sich durchaus die gleiche ist, so ist sie auch in jedem Jfo-r
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1880/0431