Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
7. Jahrgang.1880
Seite: 440
(PDF, 156 MB)
Bibliographische Information
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440 Psychische Studien. VII. Jahrg. 10. Heft. (October 1880.)

„Fürchte dich nicht! Sei ruhig!" Nach peinlichen Minuten
erhielt ich die Antwort: „Jetzt naht sich dein Freund,
steh auf und umarme ihn mit Freuden!" Da stand ich
auf und lehnte mich entblössten Hauptes an einen Baum,
äusserst bang die nächsten Augenblicke erwartend. Da
sich aber nichts zeigte, griff ich zum Stifte und erhielt die
Worte: „Der Engel ist da und wird seinen Finger an deine
Stirne legen." Ich sah nicht das Geringste, fühlte aber
alsbald die wunderbare Wirkung einer unsichtbaren Berührung
. Wie mit Zauberschlag war das wild stürmende
Herz besänftigt; die heftige Aufregung des Gemüths war
dahin, und heilige Ruhe dafür in mein Wesen eingezogen.
Wie ich dieser plötzlichen Veränderung nachdenke, fühle
ich, leise erst, dann stärker und stärker von Stirn bis zur
Brust ein wonniges Wehen und Weben, ein unendlich süsses
Gefühl, vergleichbar dem milden Einflüsse der Sonne, aber
bei Weitem lieblicher und süsser. Es fehlen mir Worte,
dieses Wo megefühl in seiner unendlichen Zartheit, Innigkeit
und Seligkeit zu schildern. Man fragt, was es war?
Ich antworte: es war der erhabene Weihegruss eines erhabenen
Geistes, in seiner Erhabenheit und Würde verschieden
von der stürmischen und lebhaften Art, wie die
liebende Mutter vor 2 Wochen ihr Kind in ihre Arme schloss.

Was ich am Tage nicht gethan, that ich jetzt zur
Nachtzeit mit der grössten Ruhe. „Gehe auf den Berg!"
lautete die Aufforderung, und daraufhin ging ich alsbald
dem nahen Berge zu. „Sei unverzagt!" Bald war ich oben
und stand anscheinend allein in nächtlicher Stunde auf
der Felsenspitze inmitten des schweigsamen Waldes. Auf
Anweisung legte ich mich nieder und blickte in wunderernster
Stimmung gegen den gestirnten Himmel, während
Gedanken der Ehrfurcht und Anbetung mein Gemüth durchzogen
. Dann sollte ich vom Berge hinabgehen und an
einen andern Ort geführt werden. In kurzen Pausen anfragend
, wie ich meine Schritte zu lenken hätte, ging ich
weiter in den Wald, wo mich sofort die dichteste Finster-
niss umfing. Ich kam aber trotz des gefahrlichen Weges
glücklich auf einem Hügel an und fand die Stelle, wo ich
zuletzt stand, zur bequemen Lagerstätte geeignet. Da ich
keinen Grund sah, warum ich hierher geführt worden war,
frug ich nach einer Weile an, ob irgend eine besondere
Erscheinung noch eintreten sollte, und die Antwort lautete:
„Der Engel hat sich dir gezeigt, geh nach Hause!" Da
jdetterte ich die Felsen hinunter und gelangte bald ins
Freie. Hier dankte ich meinen unsichtbaren Freunden
für alles, was ich erleben durfte, und ging gegen Mitter-


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